Beschneidung kein geeignetes Mittel zur AIDS -Prävention

von John Dalton; BSc, MSc

Jüngste Studien haben behauptet, Beweise dafür zu liefern, dass die männliche Beschneidung einen gewissen Schutz gegen HIV/AIDS biete.

NORM-UK, NOCIRC und ICGI erachten die männliche Beschneidung für ungeeignet als Maßnahme zur HIV-Prävention, und dies aus drei Gründen: bioethische Bedenken, die fehlende Anwendbarkeit auf die realen Gegebenheiten, sowie wissenschaftliche Zweifel.

Die Forschungsbefunde zusammengefasst: Es wurde berichtet, dass Männer, die in dieser Studie beschnitten wurden, ein um rund 60% reduziertes, relatives Risiko für HIV-Infektionen hätten im Vergleich zu den Studienteilnehmern, die ihre natürliche Vorhaut behielten. Dies belief sich auf eine Risikoreduktion in absoluten Werten, während der 2 Jährigen Studienzeit, von nur 1,3%.

Teilnehmer der Studie, die beschnitten wurden, unterlagen dagegen einer Beschneidungs- Komplikationsrate von bis zu 3%. Ob ebendiese Studienteilnehmer, die beschnitten wurden, tatsächlich ihr restliches Leben lang ein vermindertes Risiko für HIV-Infektionen haben, ist darüber hinaus äußerst spekulativ.

Bioethische Auswirkungen

Es gibt gewichtige ethische Gründe, warum die Beschneidung von Männern als HIV-Prophylaxe unangebracht ist:

  • Die Beschneidung stellt keine angemessene Maßnahme dar, da sie selbst die normale Erscheinung und Funktion des Körpers schädigt [4]
  • Eine Maßnahme, die weit weniger invasiv ist, nämlich der Gebrauch von Kondomen, ist; bewiesenermaßen weit effektiver.[5][6]
  • Die Beschneidung von Männern vermindert nicht [7][8][9][10], und erhöht womöglich das Risiko der HIV-Übertragung von Männern auf Frauen.[11]
  • Die männliche Beschneidung in einem realen afrikanischen Setting ist ein Vektor für die Verbreitung des Virus und wird die Pandemie vermutlich sogar verschlimmern.[12][13][14][15][16][17]

Jeder hat das Recht auf Selbstbestimmung: Das Recht, eine informierte Entscheidung als Erwachsener zu treffen, um über das Schicksal seines eigenen Körpers zu entscheiden.

Während erwachsene Männer das Recht haben sich beschneiden zu lassen, falls sie glauben, dass schütze sie vor HIV, haben sie auch einen rechtmäßigen Anspruch,realistisch darüber informiert zu werden, welche Wirkungsaussichten dieBehandlung hat, welche negativen Auswirkungen mit der Behandlung einhergehen, welche Risiken sie mit sich bringt.

Die informierte Zustimmung zur Bescheidung zum Schutz vor HIV muss offenlegen:

  • Die geringe Reduktion des absoluten Risikos und nicht die aufregende, scheinbare Reduktion des relativen Risikos.
  • die Zweifelhaftigkeit, ob die Genitalveränderung überhaupt ein reduziertes Risikos ein ganzes Menschenleben lang bieten kann.
  • Das Risiko von Komplikationen [18], einschließlich des Risikos der HIV-Übertragung durch die Beschneidung in einem afrikanischen Setting.
  • Das potentielle Risiko für den weiblichen Partner.
  • Die männliche Beschneidung entfernt immerhin den empfindlichsten Teil des Penis.

Es ist niemals rechtmäßig, gesunden, nicht-Einwilligungs-fähigen Kindern einen natürlichen und funktionsreichen Körperteil zu entfernen, um damit potentiellen Krankheiten vorzubeugen, die ausschließlich sexuell promiskuitive Erwachsene betreffen.

Anwendbarkeit im Alltag

  • Zahlreiche Studien belegen, dass sich die Befunde der Studien nicht in eine nennenswerte Reduktion der HIV-Infektionen in der realen Welt umsetzen lassen.
  • Die Gesamtheit der wissenschaftlichen Belege über Beziehung zwischen Zirkumzision und HIV in Afrika sind widersprüchlich und zeigen insgesamt keine Reduktion der HIV-Infektion aufgrund der Beschneidung.
  • Die USA ist die einzige Industrienation, die noch die Mehrheit ihrer männlichen Neugeborenen aus nicht-religiösen Gründen beschneiden lässt und die höchste Rate an sexuell aktiven, beschnittenen Männern hat, aber gleichzeitig die Industrienation mit der höchsten HIV-Rate.[21]
  • Generell weisen Länder mit einer hohen Beschneidungsrate eine besonders starke Häufigkeit an HIV-Infektionen auf, insbesondere im Vergleich mit europäischen Ländern, die eine geringe Beschneidungsrate haben.
  • Eine britische Studie über homosexuelle Männer stellte eine höhere Rate an HIV-Infektionen bei beschnittenen Männern fest.
  • Eine Zunahme in der Übertragung von Mann auf Frau infolge der männlichen Beschneidung könnte die Wirkung zunichte machen.
  • Beschneidungen werden in Afrika fast immer unter unhygienischen Bedingungen durchgeführt. Medizinische Instrumente können zur Verbreitung des HI-Virus beitragen, so dass die Bewerbung der männlichen Beschneidung das HIV-Problem nur noch verschlimmern kann.

Kritik am wissenschaftlichen Anspruch

Die afrikanischen HIV-Studien unterschreiten sämtliche wissenschaftliche Mindeststandards für den Nachweis der medizinischen Wirksamkeit. Da es sich bei den Studien nicht um Blindstudien handelt, sind sie anfällig für die Voreingenommenheit der Forscher. Es ist bekannt, dass die Verantwortlichen der Afrikanischen HIV-Studien voreingenommen waren, da sie bereits vorher Material veröffentlichten, in denen sie die Beschneidung zur HIV-Prävention in Afrika befürworteten.

Für die Studien wurden Männer rekrutiert, die „beschnitten werden wollten“, da die Teilnehmer glaubten, die Beschneidung schütze sie vor HIV. Diejenigen der Testpersonen, die beschnitten wurden, hatten weniger Geschlechtsverkehr als die unbeschnittenen Testpersonen, da alleine die beschnittenen Testpersonen ermahnt wurden, Enthaltsamkeit zu üben und 6 Wochen lang gänzlich auf Geschlechtsverkehr zu verzichten!

Die Anzahl der Studienteilnehmer, die vor Beginn der Nachuntersuchung verloren gingen, übersteigt bei weitem die Zahl der Teilnehmer, die sich mit dem HI-Virus infizierten. Diese Tatsache wirft ernsthafte Zweifel bezüglich der Beweiskraft der Studien auf.[23]

Die Studien wurden vorzeitig beendet. Forschungsergebnisse beweisen, dass jene Studien, die vorzeitig abgebrochen wurden,durch die Bank die Vorteile des Eingriffs überbewerten.[24][25] In zwei dokumentierten Fällen empfahl ein Daten-Überwachungs-Komitee, dass die Studien vorzeitig beendet werden sollten, da keine Möglichkeit bestünde, dass sich die Abhandlung noch als ineffektiv erweisen könnte. Aber die Studien wurden trotzdem zu Ende geführt.[26][27] Das Ergebnis dieser Studien war, dass die Behandlung nicht effektiv sei. Es ist daher anzunehmen, dass Befunde von Studien, die vorzeitig abgebrochen wurden, nur den Zweck hatten, das vorherrschende Vorurteil der Forschergemeinschaft widerzuspiegeln.

Die Studien wurden von einer massiven Plublicity-Maschinerie begleitet, welche diesen Fehlschluss der Öffentlichkeit aufzwang. Die Veröffentlichung der Studien wurde unterlegt mit TV-Bildern, von afrikanischen Jungen, welche eilig in sterile Operationssäle eingeliefert wurden – Operationssäle einer Art, wie es sie in Afrika kaum gibt. In der Realität werden afrikanische Jungen im Busch mit schmutzigen Messern beschnitten, mit dem gerade noch ein HIV-positiver Junge beschnitten wurde. Beschneidung in Afrika zu fördern, ist somit grob fahrlässig und unverantwortlich.

Die Verantwortlichen der Studien betonen die aufsehenerregende Reduktion des relativen Risikos von "60%", während die tatsächlichen Befunde, was die Reduktion des absoluten Risiko betrifft, weniger verlockend sind (nur 1,3%). Selbst dort, wo die Inzidenz (Häufigkeit) von HIV besonders hoch ist, überwiegen die Risiken der Beschneidungen die behaupteten Vorteile bei weitem. In entwickelten Ländern ist das Risiko-Nutzen-Missverhältnis als ;noch viel krasser anzusehen.

Davon abgesehen sollte ergänzt werden, dass jene Forscher, die ersten waren, die jemals eine randomisierte, kontrollierte Studie benutzt haben, um „nachzuweisen“, dass die Beschneidung effektiv irgendeiner Krankheit vorbeuge. In Anbetracht dieses „bahnbrechenden“ Befundes: Woher rührt die Weigerung, inständig ihre Forschungsdaten mit anderen Forschern außerhalb ihrer geschlossenen Gruppe, zu teilen?

Quellen

  1. Auvert B, Taljaard D, Lagarde E, et. al.Randomized controlled intervention trial of male circumcision for reduction of HIV infection risk: the ANRS 1265 trial. PLoS Med. 2005;12: 298.
  2. Gray RH and colleagues. Male circumcision for HIV prevention in men in Rakai, Uganda: a randomised trial. Lancet. 2007:369;657-666.
  3. Bailey RC and colleagues. Male circumcision for HIV prevention in men in Rakai, Uganda: a randomised trial. Lancet. 2007:369;643-656.
  4. Taves D. The intromission function of the foreskin. Med Hypotheses. 2002; 59(2):180.
  5. Agot K, Ndinya-Achola JO, Kreiss JK, Weiss NS. HIV-1 prevalence in circumcised versus uncircumcised Luo men from African instituted churches in rural Kenya. XIV World AIDS Conference. 2002.
  6. Wainberg MA. The cutting edge on circumcision: reducing the risk. Parkhurst Exchange, Jan 2001.
  7. Castilho EA, Boshi-Pinto C, Guimaraes MDG. Male circumcision and HIV heterosexual transmission. XIV World AIDS Conference. 2002.
  8. Guimaraes MD, Vlahov D, Castilho EA. Postcoital vaginal bleeding as a risk factor for transmission of the human immunodeficiency virus in a heterosexual partner study in Brazil. Rio de Janeiro Heterosexual Study Group. Arch Intern Med. 1997; 157(12):1362-8.
  9. Guimaraes M, Castilho E, Ramos-Filho C, et al. Heterosexual transmission of HIV-1: a multicenter study in Rio de Janeiro, Brazil. VII Intl Conf on AIDS. 1991.
  10. Changedia SM, Gilada IS. Role of male circumcision in HIV transmission insignificant in Conjugal relationship. XIV World AIDS Conference. 2002.
  11. Circumcision protects men from AIDS but might increase risk to women, early results suggest. International Herald Tribune, Tuesday, 6 March 2007.
  12. Brewer DD, Brody S, Drucker E, Gisselquist D, Minkin SF, Potterat JJ, Rothenberg RB, Vachon F. Mounting anomalies in the epidemiology of HIV in Africa: cry the beloved paradigm. Int J STD AIDS. 2003; 14(3):144-7.
  13. Gisselquist D, Potterat JJ, Brody S, Vachon F. Let it be sexual: how health care transmission of AIDS in Africa was ignored. Int J STD AIDS. 2003; 14:148-61.
  14. Gisselquist D, Potterat JJ, Brody S. Running on empty: sexual co-factors are insufficient to fuel Africa's turbocharged HIV epidemic. Int J STD AIDS. 2004; 15(7):442-52.
  15. Gisselquist D, Potterat JJ. Heterosexual transmission of HIV in Africa: an empiric estimate. Int J STD AIDS. 2003; 14:162-73.
  16. Gisselquist D, Rothenberg R, Potterat J, Drucker E. Non-sexual transmission of HIV has been overlooked in developing countries. Br Med J. 2002; 324(7331):235.
  17. Nyindo M. Complementary factors contributing to the rapid spread of HIV-I in sub-Saharan Africa: a review. East Afr Med J. 2005; 82(1):40-6.
  18. Williams N, Kapila L. Complications of circumcision. Br J Surg. 1993; 80:1231-1236.
  19. Sorrells ML, Snyder JL, Reiss MD, Eden C, Milos MF, Wilcox N, Van Howe RS. Fine-touch pressure thresholds in the adult penis. BJU Int. 2007; 99(4):864-9.
  20. Garenne M. Long-term population effect of male circumcision in generalised HIV epidemics in sub-Saharan Africa. African Journal of AIDS Research 2008, 7(1): 1–8.
  21. GW Dowsett, M Couch. Reproductive Health Matters 2007;15(29):33–44.
  22. Reid D, Weatherburn P, Hickson F, Stephens M. Know the score. Findings from the National Gay Men’s Sex Survey 2001.
  23. Green LW et al. Male circumcision is not the HIV 'vaccine' we have been waiting for! Future HIV Ther. (2008) 2(3), 193–199.
  24. Montori VM, Devereaux PJ, Adhikari NKJ, et al. Randomized trials stopped early for benefit: a systematic review. JAMA. 2005;294:2203-2209.
  25. Ioannidis JP. Contradicted and initially stronger effects in highly cited clinical research. JAMA. 2005;294:218-228.
  26. Wheatley K, Clayton D. Be skeptical about unexpected large apparent treatment effects: the case of an MRC AML12 randomization. Control Clin Trials. 2003;24:66-70.
  27. Slutsky AS, Lavery JV. Data safety and monitoring boards. N Engl J Med. 2004;350:1143-1147.

John Dalton ist führender Rechercheur und Archivar von NORM-UK