Zahlenmäßig macht die jüdische Beschneidung nur einen sehr kleinen Teil der weltweiten Beschneidung aus. Ungefähr 500 000 000 männliche Muslime, und mehr als 100 000 000 nichtjüdische, amerikanische Jungen und Männer, mehrere Millionen Filipino, Südkoreaner, ältere Männer in England und dem englischsprachigen Ländern, und Afrikaner gewisser Stämme sind beschnitten, aber nur rund sieben Millionen Juden, sodass die Beschneidung die Juden heutzutage alles andere als einzigartig macht.
Psychologisch betrachtet, steht die jüdische Beschneidung dennoch im Mittelpunkt westlicher Vorstellung, und selbst dort, wo die Routinemäßige Säuglingsbeschneidung immer noch weit verbreitet ist, wird die Beschneidung als einzigartig jüdisches Phänomen dargestellt. Dies ist besonders in us-amerikanischen TV-Sitcoms und Dramaserien der Fall. Die Vorstellung, ist weit verbreitet, selbst unter Nichtjuden die selbst beschnitten sind, dass nur Juden beschneiden.
Es scheint, dass jene, die die Kinderbeschneidung im Allgemeinen verurteilen, eine besondere Ausnahme für die Brit Milah machen sollten, aufgrund ihrer vergleichsweisen Geschichte, und ihrer immensen Bedeutung, die ihr innerhalb der Religion und der religiösen Gemeinschaft beigemessen wird. Einige Beschneidungskritiker tun das. Manche möchten eine besondere Ausnahme machen, um auch nur den Anschein von Antisemitismus zu verhindern. Dennoch lehnt eine kleine aber wachsende Anzahl von Juden die Beschneidung ab.
Das stärkste Argument gegen eine Sonderbehandlung der Brit Milah, gegenüber Beschneidung aus anderen Beweggründen, ist die Tatsache, dass die Genitalbeschneidung eine Frage der Menschenrechte ist, die unfreiwillige Beschneidung nur von Nicht-Juden abzulehnen, würde bedeuteten „jüdische Babys haben weniger Menschenrechte als andere Kinder“. Aus dieser Perspektive betrachtet, wäre gerade eine Sonderbehandlung der jüdischen Beschneidung antisemitisch.
Gegen Leute, die glauben, dass der Schöpfer des Universums, wortwörtlich Abaraham befohlen hat, sich selbst, seine Familie und ihre Erben für alle Zeit zu beschneiden, last sich nicht viel sagen außer, dass dies aus jeder Perspektive eine extreme Ansicht ist.
Laut modernen Geisteswissenschaftlern wird die Beschneidung in den früheren "J"-Version des Bereshith ("Genesis") nicht einmal erwähnt, genauso wenig wie in den nächsten drei Revisionen von anderen Autoren. Was am wichtigsten ist, ist dass die Geschichte von Abraham in der frühesten Version in ihrer Gesamtheit vorhanden ist, mit der Ausnahme von genau dem Teil über "Besieglung" das Bundes durch die Beschneidung. Die parallele Geschichte über den Bund über „einem rauchenden Ofen“ und „lodernden Fackeln“ die zwischen den von Abraham geopferten Tierhälften hindurchführen, ist in der J-Genesis enthalten. Viele Bibelforscher stimmen in diesem Punkt überein, und sie stimmt überein mit dem Mitzvot gegen die Schändung des Körpers.
N 41 Kein Einprägen von Markierungen auf unsere Körper
N 45 Keine Einschnitte in unser Fleisch durchführen.
- 613 Mitzvos gemäß Sefer Hamitz von Rambam
Es wird sogar vermutet, dass das frühe Judentum die Beschneidung sogar verbat. Siehe The Book of J by David Rosenberg (ed. Harold Bloom) and Covenant of Blood: Circumcision and Gender in Rabbinic Judaism by Lawrence A. Hoffman.
Jeremias 31:31-3 deutet an, dass der Abrahamische Bund der Beschneidung nicht für alle Zeit bestehen soll:
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen,
nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, ein Bund, den sie nicht gehalten haben, obgleich ich ihr Herr war, spricht der HERR;
sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein
Wenn du die Beschneidung für die Sache hältst die dich als juden definiert, dann hast du nicht begriffen, was jüdisch sein wirklich bedeutet.
Brenda Birch in the Vancouver Courier, 5 Juli, 2004
Es herrscht Einvernehmen darüber, dass die Beschneidung keine Voraussetzung ist, um Jüdisch zu sein. Mädchen brauchen offenkundig nicht beschnitten werden. Ein Junge ist Jude wenn seine Mutter (und oder sein Vater im Reformjudentum) jüdisch ist, von dem Moment seiner Geburt an. Tatsächlich,
Die Behauptung, dass die Beschneidung essentiell für das überleben des Jüdischen Volkes sei, ist deshalb haltlos. Leider überschattet das Ausmaß der Folge dieser Behauptung ihren fehlenden Wahrheitsgehalt, wer wagt es das Schicksal seiner gesamten religiösen Gemeinschaft zu gefährden, indem er seinen Sohn intakt erlässt. Diese Angst muss konfrontiert und überwunden werden.
Viele Leute berufen sich auf die Macht der „Tradition“. Jedoch würde keiner abstreiten, dass einige Traditionen, wie etwa Sklaverei, die Rassentrennung, und die weibliche Beschneidung, schlechte Traditionen sind, dass Traditionen sich wandeln können, und dass sich schlechte Traditionen wandeln sollten. (Und eine wortwörtliche Auslegung der Torah wurde von Christen vor 150 Jahren zur Rechtfertigung der Sklaverei und noch vor einigen Jahrzehnten zur Rechtfertigung der Rassentrennung eingesetzt. Eine wortwörtliche Auslegung der Griechischen Schriften / 'Neues Testament' ist auch einer der Ursprünge der Traditionen des Antisemitismus.
Solch einen alten Brauch zu brechen, erscheint vielleicht so, als würde man all die Beschneidungen der Geschichte „verschwenden“, aber dem ist nicht so. Den Wert den diese Bräuche hatten, hatten sie für die Menschen jener Zeit. Er wird nicht erererbt oder vermacht
Es ist so viel schwerer einen gruppenbezogenen Brauch zu brechen, als einen individuellen Brauch, aber es gibt für alles das erste Mal, und es scheint dass für viele, dieser Brauch einzig und allein deshalb weitergeführt wurde, weil viele zuvor fortgeführt wurden, nur ohne irgendeinen Grund. Bei anderen wurde dieser Brauch aus Angst weitergeführt, aus einer allgemeinen Angst von einer Norm der Gemeinschaft abzuweichen. Niemand weiß genau, wie groß der Widerstand zur Beschneidung innerhalb des Judentums ist, aber er ist sicherlich viel größer als öffentlich bekannt ist, da die jüdischen Beschneidungsgegner still bleiben und es ihnen so nicht gelingt miteinander zu kommunizieren.
Die Tatsache, dass Juden erzwungenen Versuchen, die Beschneidung zu beseitigen, Widerstand geleistet haben, kann immer eine Quelle des Stolzes sein. In jenen Tagen war die Beschneidung nicht auffallend inhuman, unter all den vielen anderen Unmenschlichkeiten die damals allgemein verbreitet waren. Das ist jedoch nicht mehr länger der Fall.
Einige denken, dass die Traditionen des Chanukah, das Gedenken an den Widerstand gegen Verfolgung durch Antiochus IV, bedeutet dass Juden auch dann der Beschneidung festhalten müssen, im Gedenken an diesen Widerstand. Das ist ein Trugschluss. Überall auf der Welt ehren und erinnern sich Menschen an ihre Kriegstoten indem sie sich dem Frieden verschreiben, und nicht dem Krieg. Etwas freiwillig aufzugeben, (besonders im Angesicht gewaltigen Drucks es aufrechtzuerhalten) ist selbst ein Akt des Mutes und der Stärke. Es ist aufs Äußerste paradox, jene zu ehren, die sich der aufgezwungen Nicht-Beschneidung widersetzen, indem man kleinen Jungen die Beschneidung aufzwingt.
Ein Artikel einer jüdischen Ärzte gelangt zu dem Schluss.
...Ich bin der Ansicht, dass unser gewaltiges Leid in der Geschichte, den fortwährenden Schmerz unser männlichen Säuglinge, weder negiert noch rechtfertigt. Oberrabbi Dr Jonathan Sacks, in einem Interview mit der BBC [Radio 4, 19 Sept, 1992], erklärte dass der Zweck der Beschneidung darin bestünde, die „Sexualität zu heiligen“ Als er danach gefragt wurde, wie die Beschneidung dies den tun könne, antwortete er, „Es ist nicht ursächlich, es ist symbolisch. Jedoch in in der letzen Konsequenz ist die Beschneidung nicht symbolisch für das Baby sondern entsetzlich real.“
– J. Goodman
Jewish circumcision: an alternative perspective
British Journal of Urology Intenational
(1999) 83, Suppl. 1, 22-27
Zwei der großen Stärken des Judentums sind seine Rationalität und den hohen Wert, das es Bildung und der Gelehrsamkeit beimisst. Die andere Tradition ist die sogenannte gemilut chasadim, Akte der Güte, und das Verbot anderen Personen vorsätzlich Schmerzen zu verursachen. (Es gibt auch mitzvot dagegen, Zeichen in den eigenen Körpers einzuprägen oder sein eigenes Fleisch einzuschneiden.) Einem Baby einen Teil seiner Genitalien abzuschneiden steht im krassen Gegensatz zu diesen Grundsätzen und Verboten (Ein Tropfen Wein oder sogar moderne Narkoseverfahren während der Operation sind keine Lösung für das Schmerzproblem. Die Wunde bereitet weiter schmerzen, besonders dann wenn sie mit Urin in Berührung kommt, bis sie vollständig abgeheilt ist (was 10 bis 14 Tage dauern kann). Die Behauptung, dass die Brit Milah schneller und schmerzloser wäre, als eine chirurgische Beschneidung, mag tröstend sein, hat jedoch keine faktische Grundlage.
„Ein zentrales Ziel des Judentums ist tikkun olam, die Reparatur der Welt. Ein Großteil des Leids auf der Welt ist die Folge der Wiederholung schädlicher Verhaltensmuster. Indem wir den Teufelskreis des Schmerzes durchbrechen, trägt der Verzicht auf die Beschneidung zu unserer Heilung bei. Während wir von diesem Schmerz heilen, werden wir besser in der Lage sein, andere zu heilen und unser ethisches und spirituelles Potential zu erreichen.
–Goldman, p11
Viele Juden, insbesondere die weniger religiösen, beschneiden ihre Söhne, manchmal ohne eine Zeremonie nach der Geburt, teilweise aus den gewöhnlichen (aber sich stetig veränderten) „medizinischen Gründen“. Diese, wie etwa Harnwegsinfektionen, Peniskrebs und HIV werden anderswo auf dieser Seite behandelt. Der Große Weise Maimonides (Rambam) verurteilte bereits die Vermischung der Motive: „Niemand sollte sich selbst, den Seinen, aus einem anderen Grunde beschneiden, außer aus reiner Religion; denn die Beschneidung ist nicht wie ein Einschnitt am Arm, oder eine Verbrennung am Arm, sondern eine sehr schwierige Operation.“
Das Argument, dass jüdische Babys ein „Recht“ hätten, einen Teil ihres Penis abgeschnitten zu bekommen, bevor sie alt genug sind ihre Zustimmung zu erteilen oder zu verwerfen, weil man sie andernfalls ihres Erbes berauben würde, beeindruckt nicht. Es mag zunächst als eine Beleidigung der eigenen Vorfahren erscheinen, Dinge anders mach zu machen, als sie es getan haben, aber es gleichfalls eine Beleidigung unserer eigenen Intelligenz und der Intelligenz unser Nachkommen, blind an den Bräuchen der Vergangenheit festzuhalten. Wenn Jungen im Erwachsenalter selbst darüber entscheiden, ob sie beschnitten werden wollen, gilt dies als ebenso wirksam zur Besiegelung es Bundes, genauso wie bei Konvertieren oder Babies, deren Beschneidung aus Gesundheitsgründen verschoben werden musste.
Im Talmud wird eingestanden, dass die Beschneidung tödlich sein kann.
Eine außergewöhnliche Entwicklung innerhalb der Reformjudentums, war die Entstehung von Mohelot (Beschneiderinnen). Wenn hier die Gleichheit der Geschlechter anwendbar ist, ist es schwer zu begreifen, warum diese Regel nicht gleichremaßen für alel Babies gelten soll, entweder indem sowohl Mädchen als auch Jungen beschnitten werden, oder Kinder beiderlei Geschlechts nicht beschnitten werden.
Der Ramban war sich der negativen folgen der Beschneidung wohl bewusst:
„Was die Beschneidung anbelangt, ist, meiner Meinung nach, einer der Gründe dafür, der Wunsch eine Verringerung des Geschlechtsverkehres und eine Schwächung des fraglichen Organs zu bewirken, sodass seine Aktivität vermindert sei und das Organ sich in einem Zustand befinde, der so ruhig wie möglich ist.“
„Wie können natürliche Dinge so fehlerhaft sein, dass sie einer Vervollkommnung von außen bedürfen, wo wir doch wissen, wie nützlich die Vorhaut für dieses Körperglied ist?
„Der Körperliche Schaden, der diesem Körperteil zugefügt wird, ist der wahre Zweck der Beschneidung…Die Tatsache, dass die Beschneidung die Fähigkeit zur sexuellen Erregung schwächt und manchmal vielleicht das Vergnügen verringert, ist unbestreitbar. Denn wenn dieses Glied bei der Geburt zum Bluten gebracht und seiner Bedeckung beraubt wurde, wird es zwangsläufig geschwächt.
„Die Weisen, möge ihre Erinnerung gesegnet sein, haben ausdrücklich erklärt: Es ist schwer für eine Frau, die mit einem unbeschnittenen Mann geschlechtlichen Verkehr hatte, sich von diesem zu trennen. Meiner Meinung nach ist dies der stärkste Grund für die Beschneidung.“
–Moses Maimonides
Der Führer der Unschlüssigen
übersetzt von Shlomo Pines
S.609, The University of Chicago Press, 1963
Jüdische Eltern können unter enormen Druck stehen, ihre Söhne beschneiden zu lassen, weitere Informationen, über die Kritik an der Beschneidung innerhalb des Judentums, finden Sie hier Circumcision Resource Center.
Viele Juden außerhalb Isreals und der USA verzichten auf die Beschneidung ihrer Söhne:
Rabbi Binyomin Jacobs, Vorsitzender der Niederländischen Vereinigung der Rabbiner, erklärte, dass nur rund 50 jüdische Babys jährlich in den Niederlanden beschnitten werden
– "Dutch doctors urge end to circumcision" Ynet.news, September 27, 2011
Heute leben in den Niederlanden rund 30000 Juden…
–Jewish webindex
Die Niederländische Geburtenrate: 10.23 Geburten/1,000 Personen (2011)
–Index Mundi
Wenn die jüdische Geburtenrate in etwa dem Durschnitt entspricht, werden 307 jüdische Kinder jährlich geboren, 157 von ihnen Jungs, sodass die Beschneidungsrate weniger als 32% beträgt.
Willkommenszeremonien für jüdische Babys ohne Beschneidung der Genitalien unterteilen sich in drei Arten:
Hier sind einige Links auf andere Seite, über die Brit Schalom Zeromonien:
Eine Liste von Brit Shalom/(Brit B'li Milah)-Zelebranten (Link öffnet sich in neuem Fenster)
von Leonard B. Glick
Dieses wichtige Buch verfolgt die Geschichte der Beschneidung zurück, vom Mitteleren Osten bis in die USA heutiger Tage, und ihre Transformation von einem Blutritual zu einem chirurgischen Ritual, mit einer außergewöhnlichen kulturellen Macht
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