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Das Judentum ist eine fließende Religion, die einem steten Wandel unterlaufen ist, während sie auf neue Herausforderung traf und zu neuen und besseren Erkenntnissen gelangte. Dieser Wandel zeigt sich durch die Entstehung nicht-traditioneller Zeremonien, wie der Bat Mitzvah, und anderen wichtigen Veränderungen zur Stärkung der Rolle von Frauen, einschließlich der Ordination weiblicher Rabbiner und Chasanim.
Viele Juden erklären, dass die Beschneidung eine Tradition sei. Bei den nun Folgenden handelt es sich auch um "Traditionen". Sie gehören zu jenen Handlungen, die laut Thora mit dem Tod bestraft werden müssen:
Offenkundig vollstreckt man nicht länger die Todesstrafe für die oben genannten Handlungen, da wir nicht mehr länger eine primitive Gesellschaft sind und an die Menschenrechte glauben. Andere Praktiken, die von der Torah gutgeheißen werden, und die wir, als aufgeklärte Menschen, nicht mehr länger auszuführen sind:
Die Beschneidung verletzt neun der 10 bedeutsamsten jüdischen Werte.
Hebräischer Begriff | Deutsche Übersetzung | Warum die Beschneidung diesen Wert verletzt |
V'ahavta l'rayaha kamokha | Liebe der Nächsten | Wenn man sein Baby liebt, quält man es nicht und verstümmelt nicht seine Genitalien. |
Tzedakah | Gerechtigkeit/Verantwortung | Es ist unverantwortlich, ein Baby dem Risiko und den Schmerzen einer Operation zu unterwerfen |
Gemilut hasadim | Güte/Mitgefühl | Es ist nicht gütig oder mitfühlend einem Baby Schmerzen zuzufügen und seine Genitalien zu verstümmeln. |
Talmud torah | Liebe des Lernens | Es ist an der Zeit, dass wir lernen damit aufzuhören wehrlose Babys zu beschneiden |
Hakhnasat orhim | Freundlichkeit gegenüber Fremden und Gästen | Es ist keine freundlicher Willkommensgruß für einen neuen Erdenbürger, ihn festzuschnallen und seine Genitalien zu verstümmeln. |
Shalom bayit | Friede /Harmonie im Heim/in der Familie | Es trägt alles andere zum Frieden und der Harmonie bei, wenn man sein Baby festbindet und an seinen Genitalien operiert. Das Vertrauen zwischen Eltern und Kind ist belastet und der Junge wird sich erinnern (wenn auch nicht verbal/bewusst) |
Tikkun olam | Die Vervollkommnung der Welt | Wir wären vollkommener wenn damit aufhörten kleine Jungen unnötig Schmerzen zu bereiten und ihre Genitalen zu verstümmeln. Gott erschuf uns perfekt. Es ist Blasphemie, zu denken, dass wir es besser wüssten. |
Pikuah nefesh | Heiligkeit des Lebens | Babys sind während (medizinisch unnötiger) Beschneidungen gestorben, folglich verletzt die Beschneidung die Heiligkeit des Lebens. |
Hemirat lashon | Heiligkeit der Sprache | |
Anava | Bescheidenheit/Demut | Es ist nicht demütig, ein Baby vor vielen Leuten festzubinden und nackt auszuziehen. |
Moses Maimonides, der berühmte Jüdische Rabbi, Arzt und Philosoph des Mittelalters, erkannte den wahren Grund warum die Beschneidung durchgeführt wird und schrieb darüber in seinem Buch, DER FÜHRER DER UNSCHLÜSSIGEN (University of Chicago, 1963)
Was die Beschneidung anbelangt, ist meiner Meinung nach einer der Gründe dafür, der Wunsch eine Verringerung des Geschlechtsverkehres und eine Schwächung des fraglichen Organs zu bewirken, sodass seine Aktivität vermindert sei und das Organ sich in einem Zustand befinde, der so ruhig wie möglich ist. Es wurde angenommen, dass die Beschneidung einen angeborenen Makel vervollkommnet. Dies gab allen die Möglichkeit einen Einwand zu erheben und zu erklären: Wie können natürliche Dinge so fehlerhaft sein, dass sie einer Vervollkommnung von außen bedürfen, wo wir doch wissen, wie nützlich die Vorhaut für dieses Körperglied ist? Tatsächlich wurde dieses Gebot nicht mit der Absicht aufgetragen einen angeborenen Makel zu vervollkommnen, sondern einen moralischen Makel.
Der Körperliche Schmerz, der diesem Körperteil zugefügt wird, ist der wahre Zweck der Beschneidung. Keine der Körperfunktionen, die für das Überleben des Individuums notwendig sind, wird dadurch geschädigt, auch wird die Fortpflanzung nicht unmöglich gemacht aber ausschweifende Begierde und Lust, die über das hinausgeht, was unbedingt gebraucht wird, werden verringert. Die Tatsache, dass die Beschneidung die Fähigkeit zur sexuellen Erregung schwächt und manchmal vielleicht das Vergnügen, ist unbestreitbar. Denn wenn dieses Glied bei der Geburt zum Bluten gebracht und seiner Bedeckung beraubt wurde, wird es zwangsläufig geschwächt. Die Weißen, möge ihrer Erinnerung gesegnet sein, haben ausdrücklich erklärt; Es ist schwer für eine Frau, die mit einem unbeschnittenen Mann geschlechtlichen Verkehr hatte, sich von diesem zu trennen. Meiner Meinung nach ist dies der stärkste Grund für die Beschneidung.
Diese Klasse von Geboten umfassen ebenfalls das Verbot die Geschlechtsorgane sämtlicher männlicher Tiere zu verstümmeln, was auf dem Grundsatz der rechtmäßigen Gesetze und Urteile beruht, Ich meine den Grundsatz, in allen Dingen Maß zu halten. Der Geschlechtsverkehr soll weder übermäßig vollzogen, noch vollständig abgeschafft werden. Gebot er uns nicht und sagte: Seid fruchtbar und mehret euch? Demgemäß wird dieses Organ mittels der Beschneidung entfernt, wird jedoch nicht durch eine Entfernung zerstört. Was natürlich ist, wird gemäß der Natur belassen, aber es werden Maßnahmen gegen Ausschweifungen ergriffen. Jener, dessen Hoden zerquetscht sind oder dessen Glied verstümmelt ist, darf keine Frau Israels heiraten, den solch eine Kohabitation wäre pervertiert und ziellos. Solch eine Ehe wäre ebenfalls ein Stolperstein für die Frau und für den, der sie erwählt. Das ist sehr klar.
Jeder medizinischer Eingriff, der auch nur die Möglichkeit eines Risikos für das Leben mit einschließt ist halachisch verboten. Das Judentum bejaht die Heiligkeit des Lebens und vertritt die Ansicht, dass jedes Leben von unendlichem Wert ist. Die Halakhah erklärt uns, dass die Gefährdung des Lebens Vorrang vor allen anderen Dingen hat, medizinisch gefährliche Eingriffe sind daher streng verboten. Die Halakhah (das jüdische Gesetz) erkennt das Risiko für Schaden, die die Beschneidung verursachen kann, und deshalb schreibt sie vor, dass eine Mutter, die ein Kind durch die Beschneidung "verloren" hat, nicht verpflichtet ist, zukünftige Söhne beschneiden zu lassen. Diese Vorschrift kann auf unsere gesamte menschliche Gesellschaft übertragen werden, genug Mütter und Kinder haben aufgrund dieses Eingriffs gelitten, genug Söhne wurden verloren. Lasst die Liebe und die Heilung Vorrang nehmen über Angst und Beschneidung.
Die Beschneidung ist eine Verletzung der Thora -Gebote, keine andere Person körperlich anzugreifen oder zu verletzen (Exodus 21:18-27). Aber eine Verletzung und ein Übergriff ist genau das, was die Beschneidung ist. Somit verletzt die Beschneidung eines der fundamentalsten Konzepte der jüdischen Gesetze.
Es gibt alternative Zeremonien um den Bund mit Gott zu schließen, die Bris Shalom, genannt werden, bei denen die chirurgische Operation an den Genitalien des Kindes ausgelassen wird.
Einige Juden haben Angst davor, die Beschneidung als das zu betrachten was sie wirklich ist, und meinen jemand der die Beschneidung ablehnt, wäre antisemitisch. Das ist eine lächerliche Vorstellung. Juden werden nicht über ihre Praktiken definiert. Tatsächlich ist die einzige Voraussetzung um Jude zu sein, das Kind einer jüdischen Mutter zu sein. Juden sind angehalten nach Bildung zu streben und alles infrage zu stellen, Wir haben viele Praktiken in der Torah infrage gestellt. Aufgrund unserer Aufklärung und ihrer Bildung, praktizieren wir einige von ihnen nicht mehr länger.
Bei Leuten, die das Antisemitismus-Argument gegen Kritik an der Beschneidung verwenden, kann die folgende Analogie hilfreich sein. Wenn 90% aller schwarzen Menschen rauchen, und man gegen das Rauchen bist, ist man deshalb nicht gegen Schwarze sondern gegen das Rauchen. Es ist die Praktik, nicht die Menschen.
Deutsche Übersetzung von: