Hallo Jungs!
Neulich schrieb uns ein 14-jähriger Junge – ich nenne ihn einfach mal Jonas – wie froh er darüber ist, all die hier und im Beschneidungsforum besprochenen Probleme NICHT zu haben. Seine Vorhaut geht schon seit der 1. Klasse prima zurück und Selbstbefriedigung macht ihm von Tag zu Tag mehr Spaß. Es folgen jede Menge fröhlich hüpfende Smileys.
„Wenn er fit ist wie ein Turnschuh, warum schreibt er uns dann?“, habe ich mich gefragt – und dann kam der Hammer:
Zwei Freunde, beide beschnitten, hätten ihm dringend geraten, sich ebenfalls beschneiden zu lassen. Das sei gut gegen vorzeitigen Samenerguss.
Ein kerngesunder, glücklicher Junge – verunsichert durch ein Märchen, das inzwischen so eine lange Nase hat.
Was also ist dran an diesem Märchen? Und was könnt Ihr tun, wenn Euch die Sache mit dem Samenerguss wirklich zu schnell geht?
Bei den meisten Jungs passiert der Samenerguss (Ejakulation) gleichzeitig mit dem Orgasmus, also dem Gefühlshöhepunkt beim Onanieren oder beim Sex. Danach geht oft nix mehr – Flasche leer! Vor allem in der Pubertät und den 20er Lebensjahren neigen Jungen und Männer zum vorzeitigen Samenerguss.
Vorzeitig ist alles, was Ihr selbst als vorzeitig empfindet, z. B. wenn Ihr schon kommt, bevor Euer Penis überhaupt in der Vagina ist oder wenn Ihr nach zwei oder drei Stößen abspritzt, ohne etwas dagegen tun zu können. Normalerweise brauchen Jungen 2 bis 3 Minuten bis zur Ejakulation. Es geht aber gar nicht darum, wie viele Minuten normal und wie viele vorzeitig sind. Es geht darum, dass Ihr lernt, den Zeitpunkt Eures Samenergusses selbst zu bestimmen und zu beherrschen. Es geht also um Körperkontrolle!
Beim Masturbieren gewöhnen sich viele Jungs an, schnell zu machen, weil sie entweder Angst haben, „erwischt“ zu werden oder weil sie glauben, besonders männlich zu sein, wenn sie schnell kommen können. Das ist ein Riesenfehler, der sich oft beim (späteren) Geschlechtsverkehr rächt. Mädchen benötigen nämlich mehr Zeit, um zum Orgasmus zu kommen, und außerdem macht Sex (und Selbstbefriedigung) langsam viel mehr Spaß. Die Vorfreude dauert länger und die Gefühle sind intensiver, weil die Genitalien umso stärker durchblutet werden, je länger es dauert.
Durch eine Beschneidung verliert der Junge seine Vorhaut und damit die sexuell empfindlichste erogene Zone seines Körpers. Die von nun an freiliegende Eichel trocknet aus und wird unempfindlicher. Das alles führt dazu, dass der Junge oder Mann länger braucht, um zum Orgasmus und zum Samenerguss zu kommen. Manche beschnittene Jungen finden das gut. Die Sache hat aber gleich mehrere gefährliche Haken und Risiken:
Mit dem Messer oder Skalpell gegen vorzeitigen Samenerguss vorgehen zu wollen, ist ungefähr so, als wenn jemand mit Kanonen auf Spatzen schießt.
Und nun verrate ich Euch etwas:
Es gibt zahlreiche völlig schmerz- und risikofreie Methoden, die Neigung zum vorzeitigen Samenerguss in den Griff zu bekommen – im wahrsten Sinne des Wortes! Und das macht sogar Spaß! Zuerst die ganz einfachen Möglichkeiten:
Sicher ist Euch schon einmal aufgefallen, dass sich die Hoden kurz vor dem Samenerguss ganz eng an den Körper schmiegen und sich der Hodensack fest zusammenzieht.
Und genau das könnt Ihr verhindern!
Umfasst Euren Hodensack oberhalb der Hoden mit Daumen und Zeigfinger und zieht die Eier dann behutsam nach unten, vom Körper weg. Dadurch wird Eure Erregung gedämpft.
Probiert es zuerst allein beim Onanieren. Wenn es hilft, könnt Ihr es später gemeinsam mit Eurer Freundin oder Eurem Freund versuchen.
Macht ein Spiel daraus. Das lenkt zusätzlich ab und Ihr müsst nicht ständig an den Orgasmus denken.
Aufpassen, dass BEIDE Hoden gleichzeitig gezogen werden, sonst kann es wehtun!
Squeeze heißt so viel wie drücken, abdrücken, pressen oder quetschen. Durch die Squeeze-Technik lernt Ihr Euren persönlichen „point of no return“ immer besser kennen und abschätzen. Der „point of no return“ ist der Zeitpunkt, ab dem Ihr den Samenerguss nicht mehr zurückhalten könnt. Ihr müsst also rechtzeitig vor diesem Punkt aufhören, Euren Penis zu stimulieren.
Wie geht’s? Übt am besten zuerst, wenn Ihr allein seid, also beim Masturbieren:
Wenn Ihr es gelernt habt, könnt Ihr gemeinsam mit Eurer Freundin oder Eurem Freund ein Spiel daraus machen.
Wie lange? So lang Ihr wollt!
Manche Jungen sagen, dieses „Spiel“ sei Folter, aber eine unheimlich angenehme Folter!
Es geht so ähnlich wie die Squeeze-Technik.
Stellt Euch im Gedanken eine Skala von 0 – 10 vor. 0 steht für „keine Erregung“, 10 für den Punkt, an dem Ihr nicht mehr zurück könnt, an dem Ihr Euren Samenerguss also nicht mehr aufhalten könnt.
Egal, ob Ihr onaniert oder Sex mit Eurer Freundin/Eurem Freund habt: Bei einem gefühlten Wert 5 unterbrecht Ihr!
Wenn Ihr es allein nicht schafft, kann Eure Freundin Euch dabei helfen und Euch z. B. festhalten, bis Ihr Euch wieder etwas beruhigt und Eure Erregung unter Kontrolle habt.
Die Übung wird einige Male wiederholt und nach 15 bis 20 Minuten (?) dürft Ihr ...
Beim nächsten Mal arbeitet Ihr Euch bis zum Wert 6 an den gefährlichen Punkt heran, beim übernächsten Mal bis 7, aber nie bis 10, na ja, irgendwann schon …
Egal, wo Ihr aufhört: Hauptsache, es ist für Euch angenehm und Ihr lernt, dass es schön sein kann, den Samenerguss bewusst hinauszuzögern.
Ihr seht also:
Man muss nichts vom Penis abschneiden, um die schönsten Gefühle, die wir kennen, möglichst lange und intensiv zu genießen.
… haben die Squeeze-Technik und die Stopp-Start-Methode übrigens noch einen ganz besonderen Nebeneffekt:
Dadurch, dass Ihr das Spiel mit Euch selbst oder das Vorspiel beim Sex deutlich verlängert, werden Eure Geschlechtsorgane immer besser durchblutet und so kann es durchaus passieren, dass Ihr an der Eichel wieder etwas mehr spürt als sonst und dass das Gefühl intensiver und schöner wird.
Viel Spaß!
Foto Nase: Bredehorn J. / pixelio.de
Text und Grafiken (3): Mario Lichtenheldt