Sensoren für ganz viel Gefühl – Eichel, Vorhaut & Vorhautbändchen

Hallo Jungs!

Heute wird’s ernst, denn in diesem Beitrag geht es um genau die Teile des Penis, die erschreckend vielen Jungen beim kleinsten Wehwehchen einfach abgeschnitten bzw. beschnitten werden: die Vorhaut und das Vorhautbändchen.

Gemeinsam mit der Eichel bilden die zwei bei nicht beschnittenen Jungs ein perfektes Team, eine große erogene Zone, die für heiße Gefühle sorgt – beim Sex oder wenn ihr Euch selbst verwöhnt.

Der Begriff „erogen“ bedeutet so viel wie „Liebe, Lust, Lustgefühle (ero…) geben, schenken (…gen)“. Wenn Ihr also die erogenen Zonen Eurer Freundin oder Eures Freundes streichelt, dann beschenkt Ihr sie/ihn mit liebevollen, lustvollen Gefühlen – klingt doch toll, oder?

Die Eichel (Glans)

Wenn Ihr Eure Vorhaut ganz zurückzieht, kommt die Eichel zum Vorschein. Sie ist ein besonderer Teil des Harnröhrenschwellkörpers, besteht also auch aus schwammartigem, schwellfähigem Muskelgewebe. Die Eichel kann, wenn der Penis steif wird, auf das Zwei- bis Dreifache ihrer Ursprungsgröße anschwellen.

 

Die Oberfläche der Eichel ist eine zarte, feuchte Schleimhaut, die ein enges Netz hochsensibler Nervenendungen enthält. Die sorgen für das schöne Gefühl beim Masturbieren oder beim Sex. Diese Nerven reagieren auf sanfte, bewegte Berührungen der Eicheloberfläche, also z. B. auf Streicheln oder behutsames Reiben mit der Hand oder das Gleiten in der Vorhaut bzw. in der Vagina.

Die Eichel verfügt darüber hinaus aber auch noch über eine sogenannte Tiefensensibilität, d. h. auch tiefer im Gewebe befinden sich ganz besondere Nervenzellen, die auf Druck (Pressen, ganz langsames Kneten oder Massieren) reagieren, auch wenn dabei keine oder fast keine Bewegung stattfindet. 

Ihr könnt Euch also merken: 

Schnelle Bewegungen regen besonders die Eicheloberfläche an. Je langsamer und fester Penis und Eichel massiert werden, umso tiefer ist das Gefühl. 

Beim Geschlechtsverkehr reagiert die Eichel sowohl auf die Reibung, das flutschige Gleiten in der Vagina, als auch auf den Druck, den die Scheide auf den Penis ausübt. 

Beim Masturbieren liegt es am Jungen selbst, das für ihn passende Verhältnis zwischen Druck und sanfter Reibung zu finden. Masturbation ist eine gute Gelegenheit, die Reaktionen und Bedürfnisse des eigenen Körpers besser kennenzulernen. 

Die Eichel ist also ein für genussvollen Sex ziemlich wichtiger und schützenswerter Teil des Penis. Und weil das so ist, hat die Natur die Eichel mit einer zarten Haut umgeben – der Vorhaut! 

Die Vorhaut

Als Vorhaut bezeichnen wir den Teil der Haut am Penis, der die Eichel umhüllt. Die Vorhaut besteht also nicht nur – wie manche Eltern und Jungen meinen – aus dem kleinen Zipfel ganz vorne am Penis, sondern sie umfasst etwa 1/2 bis 2/3 der gesamten Penishaut. Das ist ziemlich viel!

 

Selbstverständlich erfüllt auch die Vorhaut einen Zweck, genau genommen sogar mehrere Zwecke. Wer von euch eine Vorhaut besitzt und sich ab und an selbst befriedigt, weiß natürlich längst, dass solch ein Häutchen gewisse Vorteile hat.

Die beiden wichtigsten Funktionen der Vorhaut sind:

1. Die Schutzfunktion der Vorhaut

Die Vorhaut umschließt und schützt die empfindliche Eichel vor Austrocknung, Verletzung, Schmutz und Abstumpfung. Ohne Vorhaut würde die feuchte, zarte Eichel austrocknen. Vielleicht habt ihr das bei einem beschnittenen Jungen schon einmal bemerkt. Seine Eichel ist ganz trocken und nicht mehr so zart, während eure Eichel in der Vorhaut ein immer bisschen feucht ist.

2. Die sexuelle Funktion der Vorhaut

Die Vorhaut ist nicht einfach ein Stück Haut am Penis. Sie ist ganz anders aufgebaut als normale Haut! Die Vorhaut besteht aus zwei Schichten, der inneren und der äußeren Vorhaut. Diese beiden Schichten liegen lose übereinander und sind nur ganz vorne an der Spitze miteinander verbunden.

Um euch das besser vorstellen zu können, denkt einfach an einen Pullover, dessen Ärmel man ganz vorne ein Stück zurückschlägt. Nehmen wir an, der Pullover ist außen blau und innen rot. Schlägt man nun den Ärmel um, zeigt ein Stück seiner roten Innenseite nach außen; der Rest vom Ärmel ist blau. Je mehr vom Ärmel umgeschlagen wird, umso kürzer wird der Ärmel und umso mehr von der roten Innenseite wird sichtbar. Genau so funktioniert die Vorhaut. 

 

Wenn ihr eure Vorhaut zurückstreift, wird gleichzeitig die Innenseite nach außen gewendet. Und diese Innenseite ist etwas ganz Besonderes! Sie ist nämlich die empfindlichste erogene Zone, die ein Junge überhaupt besitzt. Nirgends anders können Jungen die schönen Gefühle beim Masturbieren oder beim Geschlechtsverkehr so intensiv spüren wie auf der inneren Vorhaut. Selbst die Eichel ist weniger empfindlich.

Versteht ihr jetzt, weshalb eine Beschneidung gar nicht so harmlos sein kann, wie sie oft dargestellt wird? 

Fehlt nämlich der Schutz durch die Vorhaut, trocknet die Eichel aus, gewöhnt sich an die ständige Reibung in der Unterwäsche und überzieht sich bald mit einer zwar hauchdünnen, aber sehr trocknen Hornhaut. Mit einer derart „abgehärteten“ Eichel fühlt man(n) dann natürlich weniger beim Sex oder beim „Selbststudium“.

Manche Jungs haben damit kein Problem, andere wiederum leiden sehr unter dem Gefühlsverlust nach der Entfernung ihrer Vorhaut. Mehr dazu aber später, wenn es um Beschneidung geht. 

Vorhaut und Erektion

Ist der Penis schlaff, umschließt und schützt die Vorhaut die Eichel. Die Innenseite der Vorhaut liegt auf der Schleimhaut der Eichel. So schützen sich beide gegenseitig.

Wird Euer Penis steif, gleitet die Vorhaut hinter die Eichel zurück. Das hat zwei Ursachen:

1. wird das Glied dicker und länger.

2. – Ihr erinnert Euch – entspannt sich der Musculus retractor an der Peniswurzel und lässt den Penis ein Stück aus dem Unterbauch heraus „rutschen“; es gleitet also nicht nur die Vorhaut hinter die Eichel zurück; sondern die Eichel wird regelrecht aus der Vorhaut heraus geschoben.

Beim Zurückgleiten der Vorhaut wendet diese ihre Innenseite nach außen.

Je weiter Ihr Eure Vorhaut nach hinten zieht, umso mehr innere Vorhaut wird nach außen gewendet und gleichzeitig nach hinten gezogen. Bei den meisten Jungs ist das ganz deutlich zu sehen, denn nachdem die Vorhaut ganz zurückgestreift ist, liegt hinter der Eichel ein breiter Streifen rosiger Haut, bevor die normale Penisschafthaut beginnt.

Bei manchen Jungs gleitet die Vorhaut beim Steifwerden des Gliedes von selbst zurück. Andere müssen ein bisschen mit der Hand nachhelfen. Beides ist normal, solange nichts weh tut.

Betrachtet Ihr Euch Euren steifen Penis bei zurückgezogener Vorhaut, dann seht Ihr eine große meist etwas gerötete, erogene Zone, bestehend aus Eichel und der dahinter sichtbaren rosigen inneren Vorhaut. Etwa die Hälfte eures Penis ist jetzt hoch erogen, sozusagen „auf Empfang geschaltet“ und superempfindlich für sexuell stimulierende Berührungen.

Was Ihr seht, ist ein absolut perfektes Team! Es ist sozusagen Eure „Gefühlsantenne“ beim Sex oder bei der Selbstbefriedigung. Nirgends am Körper könnt Ihr solch schöne, lustvolle Gefühle so intensiv spüren wie hier! Es lohnt sich also, dieses ausgeklügelte, natürliche Spielzeug namens Vorhaut zu schonen und zu schützen, findet Ihr nicht?

Und noch etwas ist wichtig im Zusammenhang mit der Vorhaut, etwas, das man sich als Junge erst einmal nur schwer vorstellen kann:

Beim Geschlechtsverkehr flutscht der Penis in der Scheide des Mädchens bzw. der Frau, weil beide Partner im Genitalbereich feucht sind. Ihr wisst schon – Scheidenfeuchtigkeit und bei den Jungs der Lusttropfen … Das fühlt sich toll an und es tut normalerweise auch nicht weh, auch wenn das „Liebesspiel“ mal länger dauert. Die Feuchtigkeit verhindert eine zu starke Reibung.

Nun kann es aber sein, dass diese Feuchtigkeit nicht ausreicht. Bei Mädchen und jungen Frauen passiert das mitunter an ganz bestimmten Tagen ihres Zyklus; bei reiferen Frauen kann die Feuchtigkeitsproduktion auch insgesamt geringer werden. Hier nun übernimmt die Vorhaut in wachsendem Maße eine Art Ersatzfunktion, denn der Penis gleitet beim Sex nicht nur in der Vagina, er gleitet auch in der Vorhaut – so ähnlich wie beim Masturbieren, wenn der Junge nicht beschnitten ist. Dabei „rollt“ die Vorhaut vor und zurück.

Die Scheidenfeuchtigkeit der Frau und die spezielle Gleitfunktion der Vorhaut beim Mann sind also wichtig für schmerzfreien, genussvollen Sex – na ja, und Selbstbefriedigung macht mit Häutchen ja auch mehr Spaß…

Was fehlt noch? Ach ja – der dritte Teil des Trios, von dem ich in der Überschrift sprach:

Das Vorhautbändchen (Frenulum)

Das Vorhautbändchen (Frenulum) befindet sich an der Unterseite der Eichel. Und auch dieses Bändchen ist Bestandteil des erogenen Systems am Penis. Bei steifem Glied ist das Bändchen gespannt. Allein diese Spannung verursacht bei vielen Jungen bereits angenehme Gefühle, denn die Nervenzellen dort reagieren auf Dehnung.

 

Das Vorhautbändchen hat den Zweck, die Vorhaut nach dem Waschen oder nach dem Sex usw. immer wieder nach vorne in eine geschlossene Position zu ziehen. Vorhang zu! Bis zum nächsten Mal!

Zugleich zieht der Musculus retractor den Penis wieder ein Stückchen nach hinten in den Unterbauch und damit auch in die Vorhaut.

Manchmal kann das Vorhautbändchen auch wehtun, wenn der Penis steif ist, dann nämlich, wenn es zu kurz ist (Frenulum breve). In der Pubertät kann dies eine vorübergehende Erscheinung sein, weil der Penis wächst, das Bändchen aber nicht im gleichen „Tempo“ mithalten kann.

Schmerzt das Bändchen bei Erektionen allerdings immer wieder, könnt Ihr einen Kinder- und Jugendarzt aufsuchen. Das Bändchen kann dann verlängert werden. Das ist eine kleine, etwas unangenehme OP, je nach Alter unter Vollnarkose oder örtlicher Betäubung, bei der aber nichts entfernt wird und auch kein Gefühl verloren geht. Die Entscheidung liegt immer bei Euch – niemand kann Euch zu etwas zwingen. Wenn Ihr unsicher seid, schreibt gerne im Forum für Jungs!

Copyright

Text: Mario Lichtenheldt
Zeichnungen: Lukas Ryholec