Geheime Kommandozentrale – Die Hoden

Hallo Jungs!

Nachdem wir uns bisher fast nur mit dem Penis „beschäftigt“ haben (rein theoretisch natürlich), geht es in diesem Beitrag zur Abwechslung mal nicht um die „Wurst“, sondern um die Eier, die fachlich korrekt als Hoden bezeichnet werden.

Vielleicht fragt Ihr Euch jetzt, was zum Teufel die Hoden mit dem Thema Vorhaut, Phimose und Beschneidung zu tun haben. Auf den ersten Blick nicht viel, auf den zweiten aber eben doch, denn was produzieren die Hoden, außer Sperma?

Richtig! Sie produzieren das männliche Sexualhormon Testosteron – und das trägt einiges dazu bei, dass sich Penis und Vorhaut gesund entwickeln können.

Aber der Reihe nach: 

Was sind die Hoden?

Die Hoden sind die männlichen Keimdrüsen. Sie produzieren die männlichen Keimzellen (Spermien) und leisten damit ihren Beitrag zur Fortpflanzung.

Der Begriff „Hoden“ entstammt wahrscheinlich dem althochdeutschen Wort Hodo, was so viel heißt wie bedecken, verstecken, verhüllen. Klar, die Eier sind verhüllt, nämlich im Hodensack. Das nützt ihnen aber nichts, denn sichtbar sind sie trotzdem; sie stechen sozusagen ins Auge! Und weil das so ist, sind sie - ähnlich wie der Penis – ein wichtiges männliches Identitätsmerkmal und Statussymbol. Zu allen Zeiten wurden die Hoden auf vielfältige Weise künstlerisch dargestellt und dabei auch gerne mal ein bisschen „vergrößert“.

Aber wie groß sind eigentlich gesunde Hoden?

Hodengröße – Einer ist kleiner

Das hängt vom Alter ab und ist außerdem individuell ganz verschieden.

Bei erwachsenen Männern können die Hoden bis zu 5 cm lang und 3,5 cm dick sein. Das ist ungefähr die Größe einer Pflaume – und auch die Form stimmt auffallend mit dieser Frucht überein.

Gemessen wird aber meist nicht die Hodengröße, sondern das Hodenvolumen.

Im Kindesalter beträgt es zwischen 1 und 3 ml.

Darunter könnt Ihr Euch nichts vorstellen?

Dann schaut hier: 

Orchidometer zur Ermittlung des Hodenvolumens

Der ausgewachsene Hoden eines Mannes ist etwa 5 cm lang und 3,5 cm dick. Das entspricht in unserer Abbildung etwa 20 bis 25 ml Hodenvolumen. Entsprechend kleiner sind die Eier in Kindheit und Jugend.

Ab 4 ml Hodenvolumen geht man davon aus, dass die Hoden eines Jungen Sperma produzieren und die Pubertät (Geschlechtsreife) begonnen hat. Sexuell bereits aktive Jungen sollten von nun an üben, mit einem Kondom umzugehen, denn schon mit 11 oder 12 könnt Ihr ein Kind zeugen – ein einziges Spermium reicht dafür aus.

Ein Hodenvolumen von etwa 15 ml ist bereits für einen erwachsenen Mann normal. Die Hoden wachsen jedoch weiter, etwa bis zum 40. Lebensjahr. Das Volumen kann sich dabei auf bis zu 25 ml vergrößern.

Nun werdet Ihr sicher gleich die bange Frage stellen: Wie misst man das?

Im Prinzip ist das ganz einfach: Mit einem Orchidometer! Das Ding sieht aus wie eine Perlenkette (siehe Abbildung), auf die verschieden große „Hoden“ aus Plastik oder Holz aufgereiht und mit dem jeweiligen Volumen beschriftet sind. Da man(n) normalerweise keinen solchen „Eiermesser“ zu Hause hat, macht dies üblicherweise der Arzt. Er schaut sich einfach Eure Hoden an und sucht an der Kette die beiden „Plastik-Eier“, die etwa genau so groß sind. Manche Ärzte machen das, ohne dass Ihr es überhaupt merkt; ein kurzer Blick genügt ihnen. Der Rest ist Erfahrung.

Ein Hoden (meist der linke) ist bei fast allen Jungen größer als der andere und liegt auch tiefer im Hodensack. Das ist völlig normal und nun versteht Ihr auch, weshalb ich gerade eben von zwei „Plastik-Eiern“ sprach, mit denen der Arzt die Größe der Hoden vergleicht. Einer ist kleiner! 

Der Arzt vergleicht die Größe Eurer Hoden mit einem Modell

Powerbälle – Vom Jungen zum Mann

Von Anfang an produzieren die Hoden das männliche Sexualhormon Testosteron. Wichtig wird das ab der Pubertät. Neben anderen Hormonen trägt es zum Abschluss des Knochenwachstums bei, fördert die Muskelbildung und die Ausprägung der sekundären männlichen Geschlechtsmerkmale (Hodenwachstum, Peniswachstum, Schamhaare, Bart, Stimmbruch, Samenbildung, erster Samenerguss).

Testosteron steuert auch den Sexualtrieb, also das ständig wiederkehrende Verlangen nach Sex oder Selbstbefriedigung. Nichts ist es also mit dem „freien Willen“, von dem so viel geredet wird. Warum Jungen so häufig nach Sex verlangen, Mädchen dafür bei der Partnersuche ausgesprochen wählerisch sind, hat evolutionsbiologische Hintergründe, über die ich in einem Extrabeitrag schreiben werde. Auch die Tatsache, dass Jungen massenweise Sperma produzieren, während die Anzahl der weiblichen Eizellen von vorneherein begrenzt ist, hängt damit zusammen.

Weniger bekannt ist, dass die verstärkte Ausschüttung von Testosteron auch dazu beiträgt, eine in der Pubertät vielleicht noch bestehende Phimose oder Vorhautverklebung endgültig zu beseitigen. Das Hormon wirkt wie ein Turbo für die natürliche Entwicklung und Reifung der Geschlechtsorgane – und dazu gehört eben auch eine bewegliche, zurückstreifbare Vorhaut.

Und auch hier könnt Ihr wieder sehen, dass es völlig unsinnig ist, einen noch nicht pubertierenden Jungen allein wegen Phimose oder Vorhautverklebung zu operieren oder gar zu beschneiden. Jetzt wird Euch sicher auch klar, weshalb sich die Vorhaut erst mit durchschnittlich 10 Jahren vollständig zurückstreifen lässt. Das ist nämlich etwa das Alter, in dem Jungen allmählich in die Pubertät kommen und die Testosteronproduktion in den Hoden ansteigt.

Samen – täglich frisch!

Allgemein bekannt ist, dass in den Hoden ab der Pubertät Spermien (Samenzellen) produziert werden. Das dauert etwa 70 Tage. Danach werden diese in den Nebenhoden gelagert und von dort bei Bedarf (Sex, Masturbation) abgerufen.

Hat der Junge keinen Sex und masturbiert auch nicht, baut der Körper die nicht benötigten Samenzellen wieder ab und / oder es kommt zum unwillkürlichen Samenerguss (meist nachts), bei dem das „überschüssige“ Sperma entsorgt wird.

Das Ganze hat natürlich einen Sinn: Auf diese Weise ist nämlich gewährleistet, dass für die eventuelle Zeugung eines Kindes stets frische, gesunde Spermien zur Verfügung stehen. Man könnte auch sagen: Euer Samen hat ein Verfallsdatum. Danach werden die Oldie-Spermien aussortiert und durch neue ersetzt.

Möglicherweise hat die Tatsache, dass Jungs häufig masturbieren ebenfalls mit dieser „Frischhalte-Taktik“ zu tun. 

Nebenhoden

Wie schon gesagt dienen die Nebenhoden als Lager für die (fast) reifen Spermien. Den letzten Schliff bekommen die flinken Schwimmer aber erst hier.

Ihr könnt Eure Nebenhoden mit den Fingern oberhalb und hinter Euren Eiern als eine Art Schwellung tasten. Sie fühlen sich unregelmäßig an, wie kleine Klümpchen, besonders wenn Ihr länger nicht masturbiert habt und die Nebenhodenstränge prall gefüllt sind.

Der Hodensack – eine natürliche Klimaanlage

Warum liegen die Hoden außerhalb des Körpers im Hodensack? Ist das nicht viel zu gefährlich? Immerhin sind die Eier Eure verletzlichsten Körperteile und nichts tut so weh, wie ein Schlag gegen die Hoden oder eine Verletzung dieser Körperteile.

Es muss also einen Grund geben, weshalb die Natur ein solches Risiko eingeht:

Um zu funktionieren benötigen die Hoden eine Betriebstemperatur von etwa 35°C und damit 2° weniger als im Körper vorherrschen. Und genau das wird durch die dünne Haut des Hodensackes erreicht. Von außen werden die Eier gekühlt, vom Körper über ihnen werden sie beheizt.

Wird es zu kalt (Freibad, Dusche, Winter) zieht sich der Hodensack zusammen und ein spezieller Muskel hebt die Hoden an den wärmenden Körper.

Ist es zu warm, liegen die Eier tief im Sack, der nun schlaff und deutlich größer als sonst ist. 

Berührungen in der Nähe der Geschlechtsorgane lösen eine ähnliche Reaktion aus. Manchmal wird das bei Untersuchungen getestet, indem der Arzt die Innenseiten Eurer Oberschenkel berührt oder kurz darüber streicht. Diese leichte Berührung reicht aus, damit der sogenannte Kremaster-Muskel im Hodensack die Eier nach oben an den Körper zieht. Dabei handelt es sich vermutlich um einen aus der Frühzeit der Menschen stammenden Schutzreflex. Bei einigen Tieren bewirkt dieser Reflex, dass die Hoden ganz im Bauch verschwinden.

Und wozu macht das der Arzt überhaupt?

Dieser Reflex (wie viele andere Reflexe auch) zeigt dem Arzt, dass ganz bestimmte Nervenbahnen in Eurem Körper normal funktionieren und gesund sind.

Auch bei sexueller Erregung werden die Hoden nach oben gezogen und der Hodensack verengt sich, so dass er bei manchen Jungs kurz vor dem Orgasmus fast gar nicht mehr zu sehen ist.

Auch Unwohlsein oder Angst können zur Anhebung der Hoden und zum Zusammenziehen des Hodensackes führen.

Samenstau und dicke Eier?

Man glaubt es kaum, aber auch heute noch behaupten Jungen und sogar erwachsene Männer, sie bekämen „dicke Eier“ oder einen schmerzhaften Samenstau, wenn sie nicht regelmäßig Sex haben können.

Das ist natürlich nichts anderes als ein durchsichtiger, unfairer Versuch, Mädchen „herum zu kriegen“. Die Hoden werden bei sexueller Erregung zwar wirklich dicker und können, wenn der Junge keinen erlösenden Orgasmus bekommt, auch wehtun. Das liegt aber nicht am Samen, sondern an der starken Durchblutung!

Einfaches Mittel dagegen: Onanieren!

Achte auf Deine Nüsse – Selbstuntersuchung und Hodengesundheit

Wie Ihr seht, kann man sehr viel über die Eier schreiben. Deshalb höre ich jetzt damit auf, obwohl ein wichtiges Thema noch gar nicht erwähnt wurde:

Wie könnt Ihr erkennen, ob Eure Hoden gesund und auch sonst in Ordnung sind?

Dazu hat sich der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Gedanken gemacht und einen Flyer erarbeitet. Den könnt Ihr hier downloaden 

Copyright

Text: Mario Lichtenheldt 
Zeichnungen: Lukas Ryholec