Hallo Jungs!
Nachdem Ihr hier erfahren habt, woher Euer Sperma kommt und wie es seinen „Weg nach draußen“ findet, heute nun die Frage:
Wohin mit dem fruchtbaren Saft?
Beim Masturbieren ist das ja noch recht einfach: Taschentuch, Toilette, Küchenrolle – wisch & weg …
Für alle anderen Fälle hat (ja wer eigentlich?) das Kondom erfunden, eine Gummijacke für den besten Freund jedes Jungen, die den Samen sicher auffängt und mit fast 100 %iger Sicherheit vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt.
Nein, diesmal waren’s nicht die Schweizer, sondern ein Amerikaner, dessen Name die meisten Jungs mit Sicherheit schon gehört haben!
Gib Gummi, Charles! Richtig: Charles Goodyear (der mit den Reifen)!
Der gute Charles lebte von 1800 – 1860 und entdeckte 1839 ein Verfahren zur Herstellung von Gummi aus Naturkautschuk. Zuerst stellte er Gummischuhe und Zelte her. 1855 dann produzierte er mit Gummi, Nadel und Faden (?) das allererste Kondom der Welt, das aber erst 1870 in Serie ging.
Das Ding hatte 2 mm Wanddicke – ein echter Gefühlskiller! Und noch einen Haken hatte das Hütchen: Die Naht! Diese Naht muss die Vagina der Frau regelrecht gefoltert haben und dürfte weniger zum Orgasmus als zu Schmerzen geführt haben. Immerhin schützte Goodyears Kondom vor Schwangerschaft.
Natürlich hat man sich nicht erst zu Goodyears Zeiten Gedanken darüber gemacht, wie man Sex haben kann, ohne dass das verflixte Sperma immer gleich Babys machen will.
Und so ejakulierte der historische Mann seinen Samen in einen Schafsdarm, den er beim letzten Schlachtfest geklaut hatte (kleiner Scherz, aber das mit dem Schafsdarm stimmt).
Edle Herren, so z. B. Casanova (1725 – 1798), eine Art Arnold Schwarzenegger des 18. Jahrhunderts, benutzten Überzieher aus Seide. Die waren zwar undicht, sahen aber gut aus.
Der einfache Mann behalf sich mit dem, was er auch unterwegs stets zur Hand hatte: Socken! Vor allem im Winter hatte es „Karlchen“ darin kuschelig warm. Wie viele Babys trotz „Sockenschuss“ geboren wurden – darüber schweigt die Geschichte…
Es war 1912, als ein gewisser Julius Fromm (1883 – 1945) eine Idee hatte:
Er tauchte einfach einen penisgroßen Glaskolben in eine Rohgummilösung und erhielt – sozusagen im Handumdrehen – ein nahtloses Kondom! Noch heute nennt man die Penis-Gummimäntel manchmal „Fromms“ – zur Erinnerung an die sexuelle Befreiung des Mannes!
Heute bestehen Kondome meist aus Latex, Polyethylen (PE), Polyurethan (PUR) oder Polyisopren (PI) und werden in allen möglichen und unmöglichen Größen, Formen und Farben gefertigt. Längst gehören die lebensfroh bunten Gummihütchen zur Standardausrüstung (fast) jedes Jungen, egal, ob sie (schon) passen oder nicht und ob es überhaupt schon etwas zum „Auffangen“ gibt.
Ihr habt keine Kondome zu Hause?
Dann aber ab in den nächsten Drogeriemarkt! Verkäuferin Tina wartet schon! Es wäre doch megapeinlich, wenn man(n) beim „ersten Mal“ nicht weiß, wie man so ein Ding anzieht! Und außerdem kann man ja schon mal erkunden, was so alles im Angebot ist.
Also was haben wir denn da:
Da hätten wir kleine Kondome für Jugendliche, Übergrößen für Hengste, Kondome mit und ohne Geschmack, Scherzkondome (die sollte man lieber nicht zum Verhüten benutzen), leuchtende Kondome, Kondome mit stimulierender Oberfläche, Kondome mit spermatötender Beschichtung, Kondome mit eingearbeitetem Penisring, Kondome mit schlanker Taille (für die Kleinen) und Kondome, deren Beschichtung betäubend wirkt – damit man(n) länger kann.
Kondome, die betäubend wirken?
Genau genommen dämpft jedes Kondom das Gefühlserleben. Den meisten Jungs ist das ganz recht, denn dadurch dauert es ein bisschen länger bis zum „Finale“.
Viele beschnittene Jungen und Männer jedoch haben ein enormes Problem mit der Benutzung von Kondomen. Ihre freiliegende Eichel ist trocken und sowieso schon weniger berührungsempfindlich. Zudem fehlt ihnen die nervenreiche Vorhaut.
Der Gummiüberzug führt dazu, dass sie noch weniger spüren – nicht selten zu wenig, um zum Orgasmus und zum Samenerguss zu kommen.
Das ist frustrierend, wurde aber bis vor kurzem völlig ignoriert. Viele Betroffene haben sich nicht einmal getraut, ihrer Partnerin davon zu erzählen und manche wussten auch gar nicht, warum sie so wenig spüren.
Falls Ihr selbst nicht beschnitten seid und hier zum ersten Mal von solchen Dingen lest:
Wusstet Ihr, dass viele beschnittene Jungen ihre Eichel problemlos mit einer Zahnbürste bearbeiten können? Das ist für eine erogene Zone völlig unnormal, verdeutlicht aber, dass manche Jungen und Männer erheblich unter den Folgen der Beschneidung leiden!
Wenn Ihr beschnitten seid und das Problem kennt:
Ihr könnt zwar leider nichts dagegen tun, dass Ihr mit Kondom beim Geschlechtsverkehr weniger und vielleicht sogar zu wenig spürt, aber Ihr könnt darüber nachdenken, welche anderen Sexualpraktiken (mit oder ohne Kondom, allein oder zu zweit) Euch mehr Lustgewinn bringen. Dabei solltet Ihr Euch von der Vorstellung lösen, dass „richtiger“ Sex immer vaginal sein muss. Einige speziell für beschnittene Jungen geeignete Möglichkeiten sollen hier demnächst kurz vorgestellt werden. Die Betonung liegt auf kurz, denn ausprobieren müsst Ihr es schon selber!
Nun aber mal zur Sache: Wie man ein Kondom anzieht, brauche ich wohl nicht lang und breit zu erklären. Probiert es aus! In der Packungsbeilage wird alles beschrieben. Kurz merken könnt Ihr Euch:
Beim Entfernen des Kondoms darf kein Sperma entweichen und in die Nähe der Scheide gelangen. Wascht Euch die Hände, wenn Ihr das Kondom im Müll entsorgt habt (vorher zubinden und evtl. in ein Stück Zellstoff einwickeln, damit es niemand sieht).
Text und Grafiken: Mario Lichtenheldt