Hallo Jungs!
Habt Ihr Euch schon mal gefragt, was eigentlich Sperma ist?
Ja, ich weiß: Samenflüssigkeit, sieht milchig-weiß bis gelblich aus und ist manchmal wässrig dünn und manchmal dickflüssig und klumpig, ja sogar richtig pampig.
Es dient der Befruchtung und ständig stellt man(n) sich die Frage: Wohin mit dem Zeug (wenn man es nicht gerade der Liebsten schenkt). Na ja, Sex ist ja was Schönes, wenn’s nur nicht so kleben würde …
Das wisst Ihr alles schon? Gut, dann erzähle ich Euch etwas anderes.
Was passiert mit dem Sperma, wenn es „zur Sache“ geht? Bei sexueller Erregung herrscht Alarmzustand in Euren Geschlechtsorganen.
Die reifen, einsatzbereiten Samenfädchen drängen aus den Nebenhoden (2) durch die Samenleiter (3) aufwärts in die Prostata (6). Für die unsichtbar kleinen Kerlchen ist das ein irre langer Weg und so sind sie hoch erfreut, dass sie unterwegs von der Samenblase (4) Unterstützung bekommen. Die Samenblase mischt den bis dahin nur schwer beweglichen Spermien eine Nährflüssigkeit bei, in der sie sich so richtig wohl fühlen und zu Hochform auflaufen – wie ein Fisch im Wasser! Gestärkt setzen sie dann ihren Weg durch den Penis und (wenn sie Glück haben) in die Vagina fort. Die Flüssigkeit aus der Samenblase sorgt außerdem dafür, dass die Spermien gegen das saure Milieu in der Scheide abgehärtet und geschützt sind.
Übrigens:
Während Ihr sexuell erregt seid und Euer Penis steif ist, ist der Ausgang der Blase (5) fest verschlossen. Es kann also nicht passieren, dass beim Onanieren oder beim Sex Urin austritt.
Doch halt!
Bevor das Sperma den „Abflug“ macht, landen die besamungslustigen Spermien erst einmal in der Prostata (6) und dort geht es irgendwie nicht weiter. Immer mehr Sperma drängt in die kastaniengroße Drüse, die dadurch immer dicker und härter wird. Das ist auch die Ursache für das lustvolle, brennend heiße Druckgefühl, dass Ihr kurz vor dem Orgasmus in Eurem Unterbauch spüren könnt.
Aber worauf warten die Spermien in der Prostata?
Auf die Straßenreinigung!
Bevor sie nämlich heraus dürfen, sondert die winzige Cowpersche Drüse (7) am Eingang zur Harnröhre ein klares, glitschiges Sekret ab. Es neutralisiert in der Harnröhre verbliebene Schmutz- und Schadstoffe sowie Urinreste und es macht die Harnröhre (8) und die Eichel (9) schön glitschig.
Nun erst passiert das, wonach sich wohl jeder Junge sehnt: Die Ejakulation!
Der Druck in der Prostata (6) steigt ins Unermessliche – bis das Sperma explosionsartig durchbricht und durch die Harnröhre (8) nach draußen schießt. Bei den meisten Jungs passiert das gleichzeitig mit dem Orgasmus, dem Höhepunkt des intensiven Lustgefühls.
So, nu iss’ es raus. Und was macht Sperma so besonders?
Spermien sind die wahrscheinlich effektivsten Datenträger, die es gibt. Ihre Aufgabe ist es, Kinder zu zeugen. In ihrem Kopf haben sie deshalb eine einfache (haploide) Kopie Eures gesamten Erbgutes, die RNA, Euren ganz persönlichen Bauplan des Lebens.
Und das ist auch der Unterschied zu den anderen Körperzellen. Die nämlich enthalten im Zellkern einen Doppelstrang, einen doppelten Datensatz, die DNA.
Teilt sich eine Körperzelle, wird die DNA 1 : 1 kopiert und es entsteht eine genau gleiche, neue Zelle mit genau gleicher DNA. Das passiert ständig in Eurem Körper. Fast alle Eure Körperzellen werden im Laufe des Lebens mehrfach durch neue ersetzt, ohne dass Ihr es merkt.
Eine Samenzelle hingegen vereinigt sich bei der Zeugung mit einer Eizelle, die ebenfalls nur einen einfachen (haploiden) Datensatz enthält – die RNA des Mädchens / der Frau.
Was passiert?
Ihr ahnt es schon: Beide einfachen „Datensätze“ vereinigen sich zu einer neuen, doppelläufigen, diploiden DNA, dem Bauplan für ein völlig neues Leben, ein einzigartiges, noch nie dagewesenes Kind.
Spermien sehen auf Zeichnungen und sogar unter dem Mikroskop mitunter recht lustig aus. Dieser Eindruck täuscht jedoch.
Wie Ihr schon wisst, werden Spermien in den Hoden gebildet und in den Nebenhoden gelagert.
Werden sie nicht benötigt, weil der Junge nicht masturbiert oder streng katholisch ist, werden die Spermien nach etwa 7 bis 10 Tagen vom Körper entsorgt (unwillkürlicher Samenerguss, z. B. nachts im Bett) oder abgebaut. Ein trauriges Schicksal.
Kommt es zum Samenerguss, beginnt das harte Leben des Samenfädchens sofort nach dem Austritt aus dem Penis.
Landet es auf der Bettdecke oder auf dem Rücken eines Laubfrosches, stirbt es nach wenigen Minuten. Sinnlos ist sein Tod allerdings nicht, denn 1. hat es Euch Spaß bereitet und 2. macht es Platz für frisches, gesundes Sperma, das Euch dann unter Umständen zur Zeugung eines Babys zur Verfügung steht.
Gelangt das Sperma in die Vagina, kann es dort bis zu 7 Tagen überleben und zur Zeugung führen.
Nun gibt es ja Männer (Jungs unter 18 dürfen das noch nicht), die nicht nur ihr Geld, sondern auch ihr Sperma auf der Bank deponieren. Dort wird es bei – 196 °C gelagert. Wie lange es bei dieser Temperatur haltbar ist, weiß niemand, vermutlich ewig.
Der Weg in die Kälte ist allerdings nicht ungefährlich.
Gewonnen wird der edle Saft, wie Ihr Euch denken könnt, durch Masturbation und landet dabei (hoffentlich) im Plastikbecher.
Dort kann es maximal 12 Stunden überleben. Das ist wichtig für Männer, die lieber zu Hause … na ihr wisst schon.
Nachdem das Sperma glücklich seinen Weg ins Töpfchen gefunden hat, wird es zunächst in körperwarmem Wasser gelagert, dann im Kühlschrank auf + 4°C gekühlt, später mit Zusatzstoffen (Antibiotika, Nährstoffen usw.) vermischt, schließlich in Plastikröhrchen abgefüllt und bei – 196°C in flüssigem Stickstoff gelagert. Armes Samenfädchen…! Theoretisch könnten dann Eure Ur-Ur-Urenkel … na ja, theoretisch. Am häufigsten wird Gefriersperma übrigens nicht beim Menschen, sondern in der Tierzucht angewendet. Die meisten Zuchthengste oder Zuchtbullen haben niemals richtigen Sex mit einer Stute oder Kuh, sondern werden regelmäßig per Hand bzw. künstlicher Vagina „abgesamt“. Arme Kerle!
Polizisten lieben Sperma! Polizistinnen sowieso.
Aber warum?
Weil Sperma verräterische Flecken hinterlässt, die unter Schwarzlicht (UV-Licht, Wood-Lampe) blau fluoreszieren. Da hilft auch waschen oder abwaschen nichts. Selbst ein einziges Spermium kann nachgewiesen und per Genanalyse identifiziert werden. Wichtig ist dies vor allem zur Aufklärung von Sexualstraftaten. Der Nachweis ist noch Jahrzehnte nach dem Verbrechen möglich. Das ist auch ein Grund dafür, dass noch heute sehr lange zurückliegende Verbrechen aufgeklärt werden. Man hat damals z. B. die Kleidung eines sexuell missbrauchten Kindes oder der Frau aufbewahrt – und heute kann man die daran befindlichen Spermaspuren analysieren oder überhaupt erst entdecken.
So verrückt es klingt, aber Sperma enthält ausgerechnet das weibliche Sexualhormon Östrogen und das hält die Vagina des Mädchens / der Frau schön weich und geschmeidig. Außerdem fördert Östrogen das Wohlbefinden der Partnerin und hat positive Wirkungen auf Haut und Haare.
Warum produzieren Jungen und Männer so viel Sperma, wenn doch immer nur ein einziges Spermium einmal im Monat eine einzige Eizelle befruchten kann?
Ganz einfach: Weil Mädchen und Frauen nur einmal im Monat eine Eizelle zur Verfügung haben, müssen sie ganz besonders auf die Qualität des männlichen Partners und seines Spermas achten. Und die Männer müssen sich anstrengen, von der Frau erwählt zu werden (cooles Outfit, Jeans mit Loch, Waschbrettbauch, hoher IQ, BMW usw.).
Frauen sind übrigens von Natur aus wählerisch und achten vorwiegend auf Qualität. Sie müssen sparsam mit ihren Eizellen umgehen!
Männer begegnen diesem Ansinnen mit Quantität, also mit Masse, mit einer schier unendlichen Menge an Spermien. Sie zeigen damit, dass sie es sich leisten können – auch im täglichen Leben. BMW, goldene Kreditkarte und auch die verbreitete Ansicht, dass Jungen und Männer immer „können“ – das alles sind Signale, mit denen man(n) ausdrückt: „Hey! Nimm mich! Ich kann’s mir leisten!“
Die Jungen und Männer konkurrieren also untereinander. Aber nicht nur sie konkurrieren, sondern auch ihre Spermien!
Hat SIE mit einem Jungen/Mann Sex, gelangen nur die kräftigsten, gesündesten Spermien dieses einen zur Eizelle – und nur ein Samenfädchen davon „trifft“. So ein Glückspilz!
Hat SIE kurz nacheinander oder gleichzeitig Sex mit mehreren Jungen/Männern, landet derjenige mit dem besten Sperma einen Treffer.
Manche Tiere entwickeln geradezu irrsinnige Strategien, um IHR Sperma an bzw. in die Frau zu bringen – und andere Männer daran zu hindern.
Kratzwürmer etwa verfügen statt 2 über 4 Hoden. Außerdem haben sie eine „Zementdrüse“, mit deren Inhalt sie die Vagina der Frau nach dem Sex einfach zubetonieren. Tja, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!
Der Löwe paart sich eine Woche lang ununterbrochen mit jeder Löwin, die er kriegen kann. So verteilt er sein Sperma auf viele Partnerinnen. Manche bedient er auch mehrfach – wenn zwischendurch ein anderer …
Bestimmte Affenarten haben extrem große Hoden. Warum? Sie machen Sex so oft es nur geht – und jedes Mal, wenn sie einen Konkurrenten bei bzw. in der Angebeteten bemerken, bespringen sie die Dame anschließend selbst, um das Sperma des anderen zu verdrängen bzw. zu übertrumpfen.
Bananenschnecken verfügen im Vergleich zu ihrem Körper über einen geradezu gigantischen Penis. Er ist (ausgefahren) doppelt so lang wie sie selbst. Diese lustigen Tierchen sind Zwitter, also Mann und Frau zugleich, aber auch sie wollen natürlich nur IHR EIGENES Sperma im Töpfchen des/der anderen platzieren.
Jetzt erschreckt bitte nicht, aber ihre Strategie ist richtig fies:
Sie beißen sich gegenseitig den Penis ab! Der Verlierer ist fortan nur noch weiblich, wird vom Sieger besamt und muss dessen Kinder zur Welt bringen.
Ja, in der Natur herrschen raue Sitten!
Grafik Sperma auf Bauch: Mario Lichtenheldt
Grafik Querschnitt: Mario Lichtenheldt, bearbeitet nach einer Vorlage von Hilde van der Ploeg
Text: Mario Lichtenheldt