Viele Mythen umgeben die Praktik der männlichen Beschneidung. Häufig stellt sich heraus, dass sie von beschnittenen Ärzten begründet wurden, um ihre inneren psychischen Bedürfnisse zu befriedigen. Dieser Knoll-Artikel befasst sich mit dem Mythos, dass die männliche Beschneidung irgendwie dem Peniskrebs vorbeugen könnte.
Viele Mythen umgeben die menschliche Vorhaut und deren Entfernung durch Beschneidung. Die Mythen, die in der Gesellschaft zirkulieren, werden von manchen für wahr gehalten und fördern so den Fortbestand einer schädigenden, amputativen Operation. Ein solcher Mythos wurde von einem einzigen Arzt begründet.
Dieser Arzt hieß Abraham Leo Wolbarst, ein bedeutender New Yorker Arzt des frühen 20. Jahrhunderts, der 1914 zum ersten Mal als enthusiastischer Befürworter der universellen Beschneidung hervortrat,[1] und bald darauf begann die Beschneidung zur Prävention von Peniskrebs zu propagieren.[2] Dies alles geschah zu einer Zeit lange vor der Entdeckung der DNA, als die Ursachen des Krebs kaum bekannt waren.
Wolbarst lies einem Brief von 1926 bald einen Artikel folgen, der 1932 in der Lancet veröffentlicht wurde und in welchem er zu belegen vorgab, dass die Beschneidung einen absoluten Schutz gegen Peniskrebs verleihen würde.[3] Dieser Artikel wurde aufgrund der völligen Unwissenheit, die damals über die Ätiologie [Krankheitsursache] des Krebs herrschte, weithin akzeptiert, und diese falsche Informationen wurde in viele medizinische Lehrbücher übernommen.
Wolbarsts Behauptungen über den Schutz vor Krebs sind falsch. Girgis et al. (1973) beschrieben Peniskrebs bei beschnittenen jüdischen Männern.[4] Bozko & Freed (1979) untersuchten die Literatur und fanden zahlreiche Fallberichte von Peniskrebs bei beschnitten Männern.[5] Maden et al. (1993) beschrieb 41 Fälle von Peniskrebs bei beschnittenen Männern.[6] Rogus (1987) beschrieb Peniskrebs bei einem Mann, der bei der Geburt beschnitten wurde.[7] Cold et al. (1997) beschrieb einen Fall von Krebs bei einem beschnitten Mann, der Raucher war.[8]
In der Mitte des 20. Jahrhunderts mutmaßten zahlreiche Forscher, vielleicht unter dem Einfluss von Wolbarsts falscher Behauptungen, das von der Vorhaut retinierte Smegma sei karzinogen [krebserregend]. Mehrere Tierversuche wurden durchgeführt, aber nicht eine fand irgendeinen Zusammenhang zwischen Smegma und Krebs.[9][10][11][12]
Zwei Artikel, die 1970 veröffentlicht wurden, gelangten zu dem Schluss, dass es kaum irgendeinen Grund zur Beschneidung gäbe. Leitch empfahl, zur Vorbeugung des Peniskrebs, auf die persönlichen Hygiene zu achten. [13] Auf ähnliche Weise argumentierte Preston, dass auf Grundlage der epidemiologischen Belege, mangelnde Hygiene, und nicht etwa fehlende Beschneidung der Risikofaktor für die Erkrankung an Peniskrebs sei.[14]
Smegma ist nichts weiter als eine Mixtur aus abgeschilferten Hautzellen und Sekreten der Prostata und der Bläschendrüsen.[15][16] Es besteht kein Grund zur Annahme, dass ein natürliches Produkt des Körpers karzinogen sei.[17]
Es gibt drei Risikofaktoren. Die Infektion mit humanem Papillomavirus (HPV) und Tabakkonsum wurden in den 1980ern als Risikofaktoren ausgemacht. Die Präsens von Genitalwarzen (ein Hinweis auf HPV Infektion) ist ein Risikofaktor.[8] HPV-DNA wurde in menschlichen Peniskrebszellen nachgewiesen,[18][19][20] sodass die HPV-Infektion als wichtiger Risikofaktor angesehen wird. Auch zeigen Forschungsarbeiten, dass ein Zusammenhang zwischen dem Tabakkonsum in jeglicher Form und Peniskrebs besteht.[21][22] Die männliche Beschneidung scheint auch ein Risikofaktor für den Peniskrebs zu sein. Entgegen Wolbarsts falschen Behauptungen, erhöht die Beschneidung in Wirklichkeit das Risiko an Peniskrebs zu erkranken, weil die Beschneidungsnarbe eine bevorzugte Stelle für die Krebsbildung ist. Bissada et al. zeigen, dass sich Krebs an der Beschneidungsnarbe bildet.[23][24]
Die bloße Präsens der Vorhaut ist kein Risikofaktor für Peniskrebs, fehlende persönliche Hygiene aber wird weiterhin als Risikofaktor betrachtet. Phimose (nicht-zurückziehbare Vorhaut) bei Erwachsenen ist ein Risikofaktor,[8] vielleicht weil sie die Reinigung des Penis erschwert. Karzinogene [krebserregende Stoffe] aus dem Tabak [22] können sich auf der Vorhaut ansammeln. Auch können sich HP-Viren unter einer nichtzurückziehbaren Vorhaut ansammeln. Eine Beschneidung ist aber nicht indiziert. Die Beschneidung ist eine überholte Behandlungsmethode, da es heute viele bessere, alternative nicht-invasive Methoden gibt, um die Vorhaut zurückziehbar zu machen.[25]
Die Amerikanische Ärztevereinigung erklärt, dass der Gebrauch der Beschneidung als Präventionsmaßnahme nicht gerechtfertigt ist, weil die Erkrankung selten ist und erst später im Leben auftritt.[26] Die American Cancer Society [Amerikanische Krebsgesellschaft] erklärt:
Die Beschneidung wirkt sich auf das menschliche Verhalten aus.[28] Viele Männer die aus beschneidenden Kulturen stammen, und mit großer Wahrscheinlichkeit beschnitten sind, haben besondere emotionale Probleme.[29] Beschnittene Ärzte neigen folglich dazu sich anders als normale Ärzte zu verhalten.[30] Beschnittene Männer, die Ärzte werden, gebrauchen eventuell Pseudowissenschaft um die männliche Beschneidung zu bewerben.[29] Der Mythos, dass die Beschneidung irgendwie vor Krebs schütze, ist immer noch eine bevorzugte Behauptung unter solchen Ärzten.[31] Abraham Wolbarst, und Abraham Ravich, die die Beschneidung zur Vorbeugung von Prostatakrebs und Gebärmutterhalskrebs befürworteten, sind Beispiele solcher Ärzte, die zu Beginn und Mitte des 20. Jahrhunderts die Krebsprävention als Vorwand vorgebracht haben, um Beschneidungen durchzuführen. Solche falschen Behauptungen entstammen den psychischen Bedürfnissen beschnittener Männer.[29][32]
Verweise
Zitierweise des englischsprachigen Originalartikels: