Die normale Vorhaut ist mit der Eichel verklebt und bei fast allen Neugeborenen nicht zurückziehbar. Im Laufe der Zeit löst sich die Vorhaut von der Eichel und wird damit zurückziehbar. Der Anteil von Jungen mit zurückziehbarer Vorhaut beträgt: 4% mit 1 Jahr , 17% mit 4 Jahren, 44% mit 10 Jahren 99% mit 18 Jahren.
Manchmal spielt sich der normale Ablösungsprozess ungleichmäßig ab und die Vorhaut wird teilweise zurückziehbar, während noch einzelne restliche Verklebungen mit der Eichel vorhanden sind. Dies ist normal und bedarf keiner Behandlung, da sich alle Adhäsionen im Verlaufe der Pubertät von selbst lösen.
Manchmal kann durch den natürlichen Lösungsvorgang jener Verklebungen die Vorhaut ein oder zwei Tage lang wund sein, sodass das Wasserlassen vorübergehend erschwert oder schmerzhaft sein kann (Dysurie).
Bevor sich die Vorhaut von der Eichel löst und zurückziehbar wird, sammelt sich häufig Smegma in kleinen gelben bis weißen Klümpchen an, die man durch die Vorhaut hindurch sehen oder erfühlen kann. Auch diese sind normal und erfordern kein Eingreifen.
Eine geringfügige Rötung oder Wundheit der Vorhautöffnung tritt sehr häufig auf. Eine Reihe von Faktoren können diesen Zustand begünstigen, so unter anderem: Reizung durch nasse, verschmutzte Windeln, unangemessene Versuche die Vorhaut zur Reinigung zurückzuziehen, Schaumbäder, Seifenrückstände usw. Hierüber besorgte Eltern sind zu beruhigen, dazu sind die genannten Ursachen zu meiden, weiters hilft die Anwendung einer Hautschutzcreme auf der Vorhautspitze. Siehe auch die Windelausschlag-Leitlinien.
Hydrocortison-1% -Creme oder -Salbe hat gute Heilwirkung.
Diese schwerer wiegende Entzündung der Eichel und/oder Vorhaut ist häufig die Folge einer Infektion und wird gewöhnlich als Balanitis bezeichnet. Dieses Leiden betrifft rund 6 Prozent aller Jungen.
Bäder in warmem, klarem Wasser mit zurückgezogener Vorhaut (wenn sie bereits zurückziehbar ist und das Zurückziehen nicht zu schmerzhaft ist) können bei der Reinigung helfen, auch das Wasserlassen kann im Bad einfacher sein. Topische 1%-Hydrokortison-Creme oder -Salbe kann in milden Fällen helfen. Auch topische Antibiotika-Salben werden manchmal verwendet, ihre Wirksamkeit ist aber nicht nachgewiesen. [topisch= örtlich, äußerlich]
Ebenso können Candida-Infektionen bei einzelnen Säuglingen die Ursache sein. Diese sind gewöhnlich mit einer allgemeinen Windel-Candidiasis und der Präsenz weiterer kleinere Läsionen verbunden. Abhilfe schaffen hier topische Antipilzsalben (z.B. Nystatin, Clotrimazol, Miconazol).
Bei Vorliegen von ausgeprägter Zellulitis auf der gesamten Vorhaut oder der Haut auf dem Penisschaft ist eine bakterielle Infektion wahrscheinlich. Dagegen sollten Antibiotika verabreicht werden. Die Schmerzen und die Schwellung können manchmal eine ausprägte Dysurie (Schwierigkeiten, ggf. Schmerzen beim Wasserlassen) verursachen. Streptokokken (einschließlich der Gruppe A), Staphylokokken, und gramnegative Organismen sind die häufigste Ursache.
* Zellulitis ist der medizinische Fachausdruck für eine bakteriell verursachte Entzündung des Unterhautgewebes und ist nicht zu verwechseln mit Cellulite (Orangenhaut)
Die Spitze der Vorhaut oder anderer Haut (z.B. Skrotum) kann sich schmerzhaft in den Zähnen des Reißverschlusses verfangen.
Vor diesen Eingriffen sollte angemessene Analgesie und Sedierung verabreicht werden. Siehe die Sedierungsrichtlinien. Abhilfe kann bereits großzügige Verwendung einer topischen Betäubungssalbe schaffen, notwendig sein kann aber auch lokale Infiltration* (niemals dürfen lokal anzuwendende Wirkstoffe mit Adrenalin am Penis eingesetzt werden).
*Infiltration: Injektion des Anästhetikums (Betäubungsmittel) direkt in das zu betäubende Gewebe.
Eine nichtzurückziehbare Vorhaut ist der Normalbefund bei Kindern und teilweise Jugendlichen (siehe oben), wir sprechen dabei von "physiologischer Phimose".
Eine echte Phimose* liegt dann vor, wenn Narbengewebe an der distalen Vorhaut (Vorhautspitze) auftritt und dieses ein Zurückziehen der Vorhaut verhindert. Diese pathologische Phimose kann die Folge von Versuchen sein, die Vorhaut zurückzuziehen, noch bevor sie auf natürliche Weise zurückziehbar geworden ist.
*Echte Phimose ist eine andere Bezeichnung für pathologische Phimose.
Diese tritt auf, wenn zu enge Vorhaut in ihrer zurückgezogen Position belassen wird, wobei Eichel und Vorhaut distal zu der engen Stelle ödematös anschwellen. Der Schmerz und die Schwellung machen es schwierig, die Vorhaut wieder zurück nach vorne zu schieben.
Angemessene Analgesie bis hin zu Sedierung. Eine topische Betäubungssalbe wird großzügig auf die gesamte Vorhaut und Eichel aufgetragen, mit einer Klarsichtfolie verschlossen und derart [mehrere Minuten] bis maximal eine Stunde lang einwirken gelassen. Die lokale Infiltration eines Betäubungsmittels ist am besten zu vermeiden, da dieses die Schwellung noch verschlimmern kann.
Eine Routine-Zirkumzision ist [in Australien] ein kontroverses Thema. Routine-Zirkumzisionen wurden in den letzten Jahren immer seltener durchgeführt (heute um 10%). Die Abteilung für Pädiatrie & Kindergesundheit des Königlich Australischen Ärztekollegiums und die Königlich Australische Gesellschaft für Kinderchirurgie raten von der Praktik ab und das ganz besonders bei Säuglingen unter dem 6. Lebensmonat.
Siehe hier bezüglich der RACP-Grundsatzerklärung
Die Anzahl medizinischer Indikationen zur Zirkumzision ist geringer geworden und beschränkt auf einige Fälle von stark ausgeprägter, pathologischer Phimose, die nicht auf Behandlungen mit Steroidsalben ansprechen.
In einigen religiösen Gruppen wird die Beschneidung immer noch verlangt.
Häufig ist die Eichel infolge der Zirkumzision entzündet und verkrustet. Dies ist die Folge der gewaltsamen Auftrennung der normalen Gewebeschichten. Zu rechnen ist weiters mit
Weist ein Säugling Rötungen und Schwellungen am distalen Ende des Penis mit einer klaren Demarkationslinie auf, dann suchen Sie aufmerksam nach einer Faser (Haar oder Stofffaser der Kleidung), die sich um den Penis gewunden und so eine Art Tourniquet (Stauband) gebildet haben kann.
Vergessen sie nicht, den Disclaimer zu lesen.
Diese Leitlinien wurden vom Royal Children's Hospital in Melbourne erstellt.
Das Royal Children's Hospital in Melbourne ist ein Lehrkrankenhaus der University of Melbourne und der La Trobe University. Das Royal Children's Hopsital ist eine der weltweit führenden Einrichtungen auf dem Gebiet der Kinder-und Jugendmedizin.