Ärzte und Pflegepersonal haben oft keine Ahnung, ab wann die Vorhaut eines Jungen zurückschiebbar sein sollte.[1] Das hat zu vielen falschen Diagnosen von Phimosen geführt, gefolgt von unnötigen Zirkumzisionen, obwohl sich in Wirklichkeit die Vorhaut ganz normal entwickelt hatte.
Der berühmte Britische Kinderarzt, Douglas Gairdner, stellte die ersten Daten zur Entwicklung der reponiblen Vorhaut zur Verfügung, das war 1949.[2] Seine Werte wurden in viele Lehrbücher aufgenommen und werden heute immer noch in der medizinischen Literatur wiederholt. Gairdner erklärte, dass 80 Prozent der 2 Jährigen und 90% der 3 Jährigen eine zurückziehbare Vorhaut hätten.[2] Leider sind Gairdners Werte ungenau,[3-4] so dass den meisten Ärzten ungenaue Werte beigebracht wurden.[4] Die Zurückziehbarkeit der Vorhaut tritt gewöhnlich sehr viel später auf, als vormals angenommen wurde.[3] Dieser Artikelt bietet akkurate Werte aus neueren und besseren Studien für Ärzte und Pflegepersonal.
Beinahe alle Jungen werden mit einer Vorhaut geboren, die mit der darunterliegenden Eichel verklebt ist. Die meisten haben auch eine enge Vorhaut, die nicht zurückgeschoben werden kann. Eine nicht zurückziehbare Vorhaut ist bei der Geburt normal und ist bis zum Ende Pubertät (18 Jahre) sehr häufig. Einige Jungen bekommen früher eine reponible Vorhaut und ungefähr 2 Prozent der Männer haben ihr ganzes Leben hindurch eine nicht-zurückziehbare Vorhaut. Eine nicht-zurückziehbare Vorhaut ist keine Krankheit und bedarf auch keiner Behandlung.
Es gibt drei mögliche Ursachen für eine nicht zurückziehbare Vorhaut:
Die ersten beiden Ursachen sind in der Kindheit normal und sind bei Kindern nicht pathologisch [krankhaft]. Die dritte Ursache kann konservativ behandelt werden, wobei die Vorhaut erhalten bleibt.
Pronzenanteil der Jungen mit verklebter Vorhaut nach Øster.[8]
Kayaba et al.(1996) zeigen, dass vor dem Alter von 6 Monaten kein Junge eine zurückziehbare Vorhaut hatte; 16.5 Prozent der 3 bis 4 jährigen Jungen hatten eine vollständig reponible Vorhaut.[5]Imamura (1997)untersuchte 4521 Säuglinge und kleine Jungen. Er berichtete, dass bei 3 Prozent der 1 bis 3 Monate alten Säuglinge, 19.9 Prozent der 10-13 Monate alten, und 38,4 Prozent der 3 Jahre alten Jungen eine zurückziehbare Vorhaut aufwiesen.[6] Ishikawa & Kawakita (2004) konnten bei Jungen im Alter von einem Jahrkeine Zurückziehbarkeit der Vorhaut feststellen (was auf 77 Prozent bei Jungen im Alter von 11-15 ansteigt).[7] In dieser Altersgruppe hat die Mehrheit der Jungen eine nichtzurückziehbare Vorhaut .Man vergleiche diese Werte mit denen von Gairdner!
Prozentanteil der Jungen mit vollständig nicht-zurückziehbarer Vorhaut nach Kayaba et al. [5]
Jakob Øster, ein dänischer Arzt der Schuluntersuchungen in Dänemark durchführte, stellte seine Befunde aus der Untersuchung von Schuljungen in Dänemark vor, wo Beschneidungen selten sind.[8] Øster (1968) fand heraus, dass die Häufigkeit von Verklebungen der Vorhaut mit der Eichel mit zunehmenden Alter abnimmt und die Zurückziehbarkeit der Vorhaut mit dem Alter zunimmt.[8]Kayaba et al (1996)erforschte auch die Entwicklung der Vorhaut bei Jungen im Alter von 0-15 Jahren.[5] Kayaba et al. stellte ebenfalls eine zunehmende Zurückschiebbarkeit der Vorhaut mit zunehmenden Alter fest. Kayaba et al. gab an, dass nur 42% der 8-10 jährigen Jungen eine vollständig reponible Vorhaut haben, aber dass dieser Prozentanteil auf 62.9 Prozent bei den 11-15 Jährigen ansteigt.[5] Imamura (1997) berichtete, dass im Alter von 11-15 Jahren 77 Prozent der Jungen eine reponible Vorhaut habem.[6]Thorvaldsen & Meyhoff (2005)führten eine Studie an 4000 Jungen Männern in Dänemark durch.[9] Sie geben das durchschnittliche Alter, ab dem sich die Vorhaut das erste Mal vollständig zurückziehen lässt, mit 10.4 Jahren an.[9] Bis zum Alter von ungefähr 10 -11 Jahren hat die Mehrheit der Jungen also eine nichtzurückziehbare Vorhaut.
Jungen werden gewöhnlich mit einer nichtzurückziehbaren Vorhaut geboren. Die Vorhaut wird allmählich zurückschiebbar in einem Zeitraum, der von der Geburt bis zum Alter von 18 Jahren oder mehr reichen kann. Es gibt kein "rechtzeitiges" Alter, ab dem die Vorhaut zurückziehbar sein muss. Eine nicht zurückziehbare Vorhaut ist keine Gefahr für die Gesundheit in der Kindheit und ein Eingriff ist nicht erforderlich. Viele Jungen haben erst nach der Pubertät eine zurückziehbare Vorhaut. Die Aufklärung besorgter Eltern ist gewöhnlich die einzig erforderliche Maßnahme.[10]
Ärzte und Pflegekräfte sollten die Vorhaut nicht vorzeitig zurückziehen, was ärztlichen Empfehlungen widerspricht, schmerzhaft und traumatisch ist, die Verbindungstellen (Synechie) aufreist, Infektionen verursachen, auch zu rechtlichen Problemen führen und Paraphimose verursachen kann, wobei die enge Vorhaut wie ein Stauschlauch wirkt. Die erste Person, die die Vorhaut eines Jungen zurückschieben sollte, ist der Junge selbst.[2]
Gelegentlich erreicht ein Mann das Erwachsenenalter mit einer nicht-reponiblen Vorhaut. Einige Männer mit einer nicht-reponiblen Vorhaut gehen glücklich durchs Leben und sind Väter von Kindern. Andere Männer aber wollen vielleicht eine zurückschiebbare Vorhaut. Die Vorhaut kann zurückschiebbar gemacht werden: Dehnung per Hand (Gewebe Erweiterung) [11, 12] und Anwendung topischer Steroidsalbe.[13, 14] oder eine Kombination aus Dehnung und topischer Steroidsalbe.[1] Die männliche Beschneidung ist eine veraltete Behandlung für eine nichtzurückziehbare Vorhaut, wird aber dennoch von vielen Urologen aus Mangel an adäquater Information empfohlen und vielleicht auch wegen dem Honorar, das mit der Zirkumzision verbunden ist, durchgeführt. Nichtsdestotrotz sollte eine Zirkumzision wegen den damit einhergenden Schmerzen, Trauma, Kosten,[16] Komplikationen,[16] der schwierigen Erholung, dem permanentem Schaden des Erscheinungsbildes des Penis, dem Verlust lustspendender erogener Empfindsamkeit,[18] und der Schädigung der erektilen und ejakulatorischen Funktionen [19-20] vermieden werden.