Kognitive Dissonanz

Was nicht passt, wird passend gemacht

Kognitive Dissonanz (Dissonanz=Missklang, Unstimmigkeit) bezeichnet in der Psychologie einen als unangenehm empfundenen Gefühlszustand, der dadurch entsteht, dass Kognitionen – Wahrnehmungen, Gedanken, Meinungen, Einstellungen, Wünsche oder Absichten – nicht mit der Wahrnehmung der eigenen Handlungen vereinbar sind. Oder anders formuliert, dass, was ich denke, glaube oder fühle über mich und die Welt (mein Selbstbild, meine weltaunschaulichen Ansichten etc.), steht im Widerspruch zu dem, was ich über mich selbst oder meine Außenwelt wahrnehme. 

Folge ist, das eine Motivation zur Dissonanzreduktion entsteht: Zu dieser „Dissonanzreduktion“ werden unterschiedliche Strategien benutzt, wie beispielsweise Verhaltensveränderungen oder Einstellungsveränderungen (Rechtfertigungen).

Kognitionen:

„Kognitionen“ [lat. „das Erkennen“, „Kennen lernen“] bezeichnet in der Psychologie die mentalen Prozesse eines Individuums wie Gedanken, Meinungen, Werte, Einstellungen, 

Dissonanz 

[lat., „Zwieklang“, „Auseinanderklang“, „Missklang“]: unangenehmer psychischer Zustand, der durch Kognitionen hervorgerufen wird, die untereinander unvereinbar sind 

Konsonanz

[lat. Wohlklang, Zusammenklang; con "zusammen" und sonare "klingen"] steht im Gegensatz zur Dissonanz

Entstehung 

Kognitive Dissonanz entsteht, wenn zwei zugleich bei einer Person bestehende Kognitionen einander widersprechen oder ausschließen. Das Erleben dieser Dissonanz führt zum Bestreben der Person, diesen Spannungszustand aufzuheben, indem eine Umgebung aufgesucht wird, in der sich die Dissonanz verringert oder selektiv Informationen gesucht werden, die die Dissonanz aufheben.

Folge

Kognitive Dissonanz motiviert Personen, die entsprechenden Kognitionen miteinander vereinbar zu machen, wobei unterschiedliche Strategien benutzt werden, wie beispielsweise Verhaltensveränderungen oder Einstellungsveränderungen (Rechtfertigungen). Diese kognitiven Dissonanzen laufen in der Regel eher nicht bewusst ab, sondern häufig auch unbewusst.

Beispiel:

Das Wissen, dass Kinder durch ihre Beschneidung ein psychisches Trauma erleiden, kann bei Beschneidungsbefürwortern und Ärzten, die regelmäßig Kinder beschneiden, eine kognitive Dissonanz hervorrufen, denn die positive Einstellung zur Beschneidung steht im Widerspruch zu deren unerwünschten Konsequenzen. Möglichkeiten der Dissonanzreduktion: (1) Vermeidung von kognitiver Dissonanz durch Nichtwahrnehmung oder Leugnen von Informationen, wie etwa der mittlerweile mehrerer Studien, die die traumatisierende Wirkung der Beschneidung auf Kinder belegen. (2) Änderung von Einstellungen oder Verhalten (Aufgabe der Beschneidung; Abwerten der Glaubwürdigkeit medizinischer Forschungsergebnisse); (3) selektive Beschaffung und Interpretation dissonanz-reduzierender Informationen (z.B. „Mein Bruder/ mein Mann ist beschnitten und der hat überhaupt keine Probleme damit“ oder „Alle US-Amerikaner sind beschnitten und die haben doch alle überhaupt keine Probleme damit.“)

[Zurück zum Hauptartikel]