Meines Erachtens hat das Landgericht in Köln richtig entschieden, die Beschneidung unter Strafe zu stellen.
Die Kritik des Zentralratspräsidenten der Juden in Deutschland Dieter Graumann und die Kritik der islamischen Gemeinde ist nicht angemessen. Was vor 4000 Jahren vielleicht richtig war, muss heute nicht richtig sein. Heute gibt es andere Methoden und Möglichkeiten.
Diese Entscheidung hat mit einem Kulturkampf nichts zu tun, wie in der Presse diskutiert wird. Die Religionen und Traditionen müssen in der Lage sein, sich im Laufe der Jahrtausende, zumindest im Bereich Gesundheit, zu reformieren. Wenn nicht, dann sind sie nicht zeitgemäß.
Ich bin der festen Überzeugung, dass der Mensch erst im Erwachsenenalter selbst darüber entscheiden kann, ob er beschnitten werden will oder nicht.
Ich spreche als jemand, der als kleines Kind selbst beschnitten wurde. Ich habe darunter gelitten. Ich war 7 oder 8 Jahre alt und konnte nicht selbst über meinen Körper entscheiden. Damals gab es weder eine Betäubung noch eine hygienische, professionelle Operation in meinem Geburtsdorf in Kurdistan. Ein älterer Herr kam jährlich einmal ins Dorf, um Kinder zu beschneiden. Das war meistens im Herbst oder im Winter. Und im Winter war die Entzündungsgefahr sehr hoch. Genau das trat bei mir ein. Ich habe Wochen gebraucht, geheilt zu werden.
Für die religiösen Gepflogenheiten habe ich volles Verständnis, aber wenn es um die Gefährdung der Gesundheit oder um Körperverletzungen geht, hört mein Verständnis auf. Die Religionen, ob jüdisch, muslimisch oder christlich, müssen endlich aufhören, die Menschen in Punkto Gesundheit zu bevormunden. Es geht ihnen nur um die Macht und um die Angst vor Gesichtsverlust in ihrer Gemeinde, also dass sie von der Bevölkerung nicht mehr ernst genommen werden, weil sie immer noch an ihren engstirnigen Methoden festhalten. Deshalb finde ich es ein Glück, dass die Gerichte über das Wohlergehen der Menschen entscheiden und nicht diese Ewiggestrigen.